Wohnungswirtschaft in der Corona-Krise: Geschäftsentwicklung noch stabil

München (14.04.2020) – Die Wohnungswirtschaft Bayern blickt trotz erwarteter Mietausfälle und Verzögerungen bei Baumaßnahmen verhalten zuversichtlich in die Zukunft. Insbesondere Zahlungsausfälle bei Gewerbemietern bergen jedoch für viele Unternehmen ein hohes Risiko. Das ergab eine Befragung des VdW Bayern bei den 482 Verbandsmitgliedern.

Rund 63 Prozent der befragten Unternehmen rechnen in den kommenden Monaten mit höheren Mietausfällen. Vor allem im Bereich der Gewerbemieter schätzen viele Unternehmen das Risiko von Mietausfällen als hoch oder sehr hoch ein (53%). Aus der Mieterschaft verzeichnen 39 Prozent der Wohnungsunternehmen eine wachsende Zahl von Anfragen zu Mietstundungen im Vergleich zum Vorjahresmonat. „Knapp einen Monat nach der Ausrufung des Katastrophenfalls in Bayern stehen wir hier erst am Anfang. Nach der Abbuchung der Miete für den Monat Mai kann sich die Situation noch einmal ändern“, sagt Verbandsdirektor Hans Maier.

Einschränkungen bei Vermietungen und im Bereich Instandhaltung

In der bayerischen Wohnungswirtschaft kommt es bisher kaum zu Kurzarbeit. In 97 Prozent der Unternehmen kam es bislang nicht zu einer Verringerung der Arbeitszeit. In vielen Geschäftsbereichen kommt es jedoch aufgrund der aktuellen Situation zu teils starken Einschränkungen. Am stärksten betroffen ist der Bereich Vermietung. Jedes zweite Wohnungsunternehmen meldet hier große Einschränkungen und in Teilen sogar eine Einstellung des Vermietungsgeschäfts „Unsere Unternehmen führen momentan keine Wohnungsvorabnahmen mehr durch und auch die Wohnungsbesichtigungen sind sehr stark zurückgegangen“, erläutert der Verbandschef.

Die größte Herausforderung liegt für viele Unternehmen aktuell im Bereich der Instandhaltung von Wohnungen. Für 40 Prozent ist hier ein normales Arbeiten kaum noch möglich. „Kein Wunder“, kommentiert Maier. „Diese Maßnahmen erfolgen in der Regel in bewohnten Wohnungen und sind somit nicht ohne Nahkontakt zu den Mietern möglich. Deshalb werden Instandhaltungen im Augenblick verschoben.“

Laufende Projekte verzögern sich

Die Mehrheit der Wohnungsunternehmen (64%) rechnet mit einer Verzögerung bei laufenden Projekten. Das gilt vor allem für Instandhaltung (40%), Modernisierungsmaßnahmen (36%) und Neubau-Projekte (35%). „Das Investitionsniveau wird, Stand heute, wohl nahezu gleichbleiben“, zeigt sich der Verbandsdirektor optimistisch. Das hänge aber stark vom weiteren Verlauf der Pandemie ab. „Viele Wohnungsunternehmen gehen davon aus, dass im Jahresverlauf Baumaßnahmen gestoppt oder abgebrochenen werden müssen“.

Geschäftsentwicklung verhalten positiv

Und dennoch rechnen derzeit nur wenige Vertreter der Branche mit starken negativen Auswirkungen auf die weitere Geschäftsentwicklung in den nächsten Monaten. Nur 7,0 Prozent der Unternehmen erwarten eine starke Beeinträchtigung. Die Mehrheit (85%) rechnet mit einer geringfügigen oder moderaten Beeinträchtigung und 8,0 Prozent sehen die Geschäftsentwicklung sogar überhaupt nicht beeinträchtigt.

Umfrage

An der Umfrage haben sich 225 Wohnungsunternehmen mit einem Bestand von 356.730 Wohnungen beteiligt. Darunter Wohnungsgenossenschaften (153), kommunale Wohnungsunternehmen (46) und sonstige Unternehmen (11). 144 der Unternehmen vermieten Gewerbeimmobilien, insgesamt 4.129 Objekte. Bei den befragten Unternehmen sind alle Regierungsbezirke sowie Groß-, Mittel- und Kleinstädte vertreten.

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Mieterbund Bayern und Die Wohnungswirtschaft Bayern: Solidarität in schwierigen Zeiten

München (31.03.2020) – Am 1. April 2020 tritt das Gesetz zur Abmilderung der Folgen der COVID-19-Pandemie im Zivil-, Insolvenz- und Strafverfahrensrecht in Kraft. Ein Baustein des Gesetzes ist der mietrechtliche Kündigungsschutz, der Kündigungen wegen Zahlungsschwierigkeiten in Folge der Corona-Pandemie verhindern soll. Ein wichtiger Schritt, der vielen Menschen eine große Sorge nimmt, finden der Deutsche Mieterbund Landesverband Bayern und der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen. Die beiden Verbände appellieren aber auch für den Schutz der Vermieter. „Auch Wohnungsunternehmen brauchen in dieser Notzeit Sicherheit. Ihre Liquidität muss unbedingt erhalten bleiben“, sagt VdW Bayern-Verbandsdirektor Hans Maier. „Mieter und Vermieter dürfen sich nicht gegeneinander ausspielen lassen. Sonst droht eine gefährliche gesellschaftliche Entwicklung“, ergänzt Monika Schmid-Balzert, die Geschäftsführerin des DMB Bayern.

Bereits am 18. März hatte die Wohnungswirtschaft gemeinsam mit dem Deutschen Mieterbund einen „Sicher-Wohnen-Fonds“ als Solidarfonds gefordert, um die Zahlungsfähigkeit der Wohnungsunternehmen zu sichern und radikale Sparmaßnahmen zu verhindern. Das Ziel: Mieter sollen ihre Wohnungen bei Zahlungsproblemen nicht verlieren und Ver-mieter weiterhin handlungsfähig bleiben. „Wir brauchen in diesen Zeiten die Solidarität von Mietern und Vermietern,“ bekräftigt Schmid-Balzert.
Die drohenden Mietrückstände aufgrund der Corona-Krise werden Vermieter und Mieter gleichermaßen treffen. Auch die Wohnungsunternehmen müssten die notwendigen Zahlungen zum Unterhalt der Wohnungen weiterhin leisten können. Bisher sei die Wohnungswirtschaft mit dieser Forderung leider beim Gesetzgeber auf taube Ohren gestoßen. „Doch als Vermieter sind wir auch Arbeitgeber und regionaler Wirtschaftsfaktor. Gerade in strukturschwachen Regionen können die Wohnungsunternehmen Mietausfälle nur sehr kurz überstehen“, sagt der Verbandsdirektor.

Solidarfonds soll unbürokratisch eingerichtet werden
Zwar bedeutet die Möglichkeit die Miete zu stunden, dass zunächst eine Atempause ermöglicht wird. Aber bis spätestens 30.06.2022 müssen die Mieten nachgezahlt werden. Daher soll der Fonds den durch Covid-19 bedingten Mietausfall als Zuschuss oder zinsloses Darlehen übernehmen und an den Vermieter auszahlen, um so das Verhältnis zwischen Mieter und Vermieter nicht zu belasten. „Ohne finanzielle Unterstützung werden von der Krise gebeutelte Mieter, kleine Selbstständige, aber auch viele Gewerbetreibende, nach der Pandemie den Rückstand nicht oder allenfalls nur teilweise ausgleichen können. Daher muss dieser Solidarfonds, den inzwischen immer mehr Verbände und PolitikerInnen befürworten, jetzt schnell und unbürokratisch eingerichtet werden“, erläutert Monika Schmid-Balzert.
„Mieter und Vermieter müssen hier an einem Strang ziehen, da beide aufeinander angewiesen sind“, so Monika Schmid-Balzert weiter.

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