Für mehr bezahlbaren Wohnraum – Wohnungspolitischer Austausch mit Daniel Föst, MdB

Bezahlbares Wohnen ist eines der zentralen Themen im Wahlkampf zur Bundestagswahl 2021. Wohnungspolitik muss sich mehr um bezahlbaren Wohnraum für die Ballungszentren kümmern und darf dabei den ländlichen Raum nicht aus den Augen verlieren – darüber sind sich Verbandsdirektor Hans Maier und der wohnungspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion Daniel Föst einig.

Der Vorsitzende der FDP Bayern und Spitzenkandidat für die Bundestagswahl diskutierte am 26. April mit dem Verbandsdirektor über Wege für mehr bezahlbaren Wohnraum, eine Entlastung der Ballungsräume und Strategien für eine CO2-Reduzierung im Gebäudebestand.

Übereinstimmung herrschte auch beim Punkt Baukostensenkung. Es müssen dringend Wege gefunden werden, um den stetigen Baukostenanstieg zu stoppen. Das ist eine der Voraussetzungen für günstigen Wohnraum.

Wer Strategien zur CO2-Neutralität formuliert darf den Bereich Wohnen und Bauen nicht ausblenden, betonte Verbandsdirektor Hans Maier.

Der VdW Bayern plant im Rahmen des Bundestagswahlkampfes eine digitalen Dialogveranstaltung mit Daniel Föst und den Vertretern der Mitgliedsunternehmen des VdW Bayern.

Die Bodenfrage – Kommentar von Verbandsdirektor Hans Maier

„Wir brauchen ein modernes Erbbaurecht”

Das Thema bezahlbares Wohnen wird im kommenden Bundestagswahlkampf eine wichtige Rolle spielen. Kein Wunder. Man muss nur einmal aktuelle Immobilienanzeigen für die bayerische Landeshauptstadt München anschauen, dann wird klar, welche große gesellschaftliche Bedeutung gute, sichere und vor allem bezahlbare Wohnungen haben. „Zwei-Zimmer-Wohnung, zweiter Stock, ca. 56 Quadratmeter für 649.000 Euro” lautet beispielsweise ein aktuelles Inserat in der Immobilienbeilage der Süddeutschen Zeitung. Die Wohnung wird nicht in feinster Innenstadtlage gebaut, wie der Quadratmeterpreis von 11.500 Euro vermuten lässt. Hier handelt es sich um eine Wohnanlage im Stadtteil Neuhausen direkt an der stark befahrenen Arnulfstraße. Bleiben wir in der Arnulfstraße. Die bei Immoscout24 angebotene 98 Quadratmeter Wohnung „Erstbezug! Familienglück in Zentrumnähe + großer Balkon“ für 2.499 Kaltmiete müssen sich Familien erst einmal leisten können.

Die beiden Beispiele verdeutlichen, dass der freie Wohnungsmarkt in München und im Umland aber auch in anderen bayerischen Metropolen und Großstädten für viele Gering- und Normalverdiener unerschwinglich geworden ist. Das Marktsegment der bezahlbaren Mietwohnungen spielt für einen wachsenden Teil der Bevölkerung eine wichtige Rolle – ohne diese Wohnungen können sich viele Menschen das Wohnen in den Städten schlichtweg nicht mehr leisten.

Womit wir beim Kernthema angekommen sind. Eine zentrale Rolle bei allen Anstrengungen rund um bezahlbares Wohnen in Bayerns Städten und Gemeinden spielt der Boden, auf dem Wohnungen errichtet werden. An der hoch emotionalen Debatte über ein vermeintliches Verbot von Einfamilienhäusern durch die Partei Bündnis 90 / Die Grünen wird ersichtlich, dass die Nerven bei einigen Akteuren blank liegen. Das ist nachvollziehbar. Boden ist ein endliches Gut. In vielen Städten gibt es kaum noch freie Flächen. Hier kommt es dann auf die kommunale Bodenpolitik an. Höchstpreisprinzip zum Wohl des städtischen Haushalts oder Konzeptvergabe für das besten Modell – in diesem Spannungsverhältnis bewegen sich die Bauherren. Fakt ist: Sozial orientierte Wohnungsunternehmen kommen nur bei der Konzeptvergabe beziehungsweise einer Gemeinwohl-orientierten Bodenpolitik zum Zug – und nur dann passen die Mieten hinterher für breite Bevölkerungsschichten.

Für eine neue Bodenordnung kämpfte Münchens ehemaliger Oberbürgermeister Hans-Jochen Vogel jahrzehntelang. In seinem letzten Buch „Mehr Gerechtigkeit“ sprach sich der im Juli 2020 verstorbene Ex-Bundesbauminister dafür aus, das kommunale Eigentum an Grund und Boden für den Bereich des Wohnungsbaus kontinuierlich auszuweiten. Kommunen sollten darüber hinaus ihre Grundstücke nicht mehr verkaufen, sondern nur im Erbbraurecht zu eigenen Bedingungen weitergeben dürfen.

Eine Gemeinwohl-orientierte Bodenpolitik fordert auch die SPD in ihrem Zukunftsprogramm zur Bundestagswahl 2021. Kommunale Wohnbauflächen sollen nicht mehr veräußert, Flächen wo möglich zurück erworben werden und öffentliches Bauland nur noch auf dem Weg der Erbpacht abgegeben werden, so das Papier. Durch die Schaffung von Bodenfonds sollen Kommunen zudem ein Instrument für nachhaltige Stadtentwicklung und bezahlbaren Wohnungsbau erhalten.

Ein bundesweiter Vorreiter bei der Vergabe der städtischen Flächen ist die bayerische Landeshauptstadt München. Hier wurde der konzeptionelle Mietwohnungsbau mit einer Konzeptvergabe – übrigens eine langjährige Forderung der Wohnungswirtschaft – bereits 2013 eingeführt. Mit dem wohnungspolitischen Handlungsprogramm VI wurde zudem beschlossen, die städtischen Grundstücke nur noch in Erbpacht zu vergeben.

Andere Städte haben oder werden diese Bodenpolitik aufgreifen, um die Spekulation mit Grund und Boden zu stoppen.
Zumindest ein gewisser Teil des Baulands darf nicht dem freien Markt überlassen werden, sondern muss im Rahmen einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Wohnungspolitik für den geförderten und damit preisgünstigen Wohnungsbau zur Verfügung stehen. Als Gegenleistung bekommen die Kommunen gutes und sicheres Wohnen für die künftigen Bewohner zu bezahlbaren Mieten.

Die Wohnungswirtschaft hat mit dem Erbbaurechtsmodell gemischte Erfahrungen gemacht. Das ursprüngliche Ziel, langfristig bezahlbares Wohnen sicherzustellen, gerät häufig in Gefahr – spätestens mit dem Auslaufen der Erbbauverträge. Das liegt an unrealistischen Renditeforderungen von Erbbaurechtsgebern, dem Einrechnen von utopischen Bodenwertsteigerungen in die Bemessungsgrundlage und vor allem an den ungerechten Regelungen im Erbbaurechtsgesetz und für den Heimfall, die den Erbbaurechtsnehmer keine Planungssicherheit einräumen. Hier brauchen wir dringend Mechanismen, die beim Auslaufen der Erbbaurechte weiterhin faire Mieten für die Menschen garantieren.

Fest steht: Der Zugang zu erschwinglichem Bauland ist ein Nadelöhr für das bezahlbare Wohnen. Nur wenn es gelingt, Grundstücke dauerhaft für bezahlbaren Wohnraum zu sichern, werden zukünftig alle Schichten der Bevölkerung gute und sichere Wohnungen in Bayerns Städten finden können. Wenn es der Politik nicht gelingt, die explodierenden Bodenpreise in den Griff zu bekommen und Grundstücke für bezahlbaren Wohnraum zu sichern, wird das Angebot an bezahlbarem Wohnraum weiter sinken.

Und zum Erbbaurecht: Wenn Kommunen sich den Zugriff auf die kommunalen Grundstücke langfristig sichern wollen und deshalb das Erbbaurecht wiederbeleben möchten, dann wird das nur mit einem modernen Erbbaurecht zum Erfolg führen. Es braucht einen neuen, fairen Interessenausgleich zwischen den Erbbaurechtsgeber und dem Erbbaurechtsnehmer. Nach 100 Jahren Erfahrung mit dem Erbbaurecht muss man es modernisieren.

Nachgefragt: Wie steht die bayerische Wohnungswirtschaft zur Bodenpolitik?

Bezahlbarer Wohnraum ist in vielen bayerischen Städten Mangelware. Die Mitgliedsunternehmen des VdW Bayern sind als Akteure für den Bau bezahlbarer Mietwohnungen derzeit sehr gefragt. Dazu kommen viele neugegründete Wohnungsunternehmen und -genossenschaften, die Neubauvorhaben planen.
Wie erlebt die Wohnungswirtschaft Bayern die Bodenpolitik und die Förderung für den Wohnungsbau? Die Redaktion hat bei den Vorsitzenden der regionalen Arbeitsgemeinschaften im VdW Bayern nachgefragt.

Zum Artikel

Vormittagsrunde digital – Kommunales Wohnungswesen: Großes Interesse bei Kommunen und Wohnungsunternehmen

Mitte Januar haben der VdW Bayern und der Bayerische Gemeindetag zur gemeinsamen digitalen Veranstaltung „Kommunales Wohnungswesen“ eingeladen. Mit der Themenauswahl und dem Format digitale Vormittagsrunde – Kommunales Wohnungswesen, Chancen und Herausforderungen im Wohnungsbau, Ausführungen zu den Neuregelungen der Bayerischen Bauordnung und Änderungen im Baugesetzbuch sowie die Möglichkeiten der Bayerischen Wohnraumförderung mit der Vorstellung gelungener Beispiele haben die Veranstalter eindeutig sehr großes Interesse geweckt: Die digitale Veranstaltungen am 10. Februar und 11. März waren innerhalb kürzester Zeit mit je 300 Anmeldungen ausgebucht.

Verbandsdirektor Hans Maier zeigte die aktuellen Herausforderungen für den Bau von bezahlbaren Wohnungen auf. Der bereits bestehende Mangel an bezahlbaren Wohnraum wird aus seiner Sicht in Folge der Coronakrise noch zunehmen. Vergleichbar der Folgen nach der Finanzkrise im Jahr 2009 wird Bayern als attraktiver Wirtschaftsstandort mit relativ großer Zuwanderung konfrontiert sein. Obwohl es eindeutig ein Süd-Nord-Gefälle bei der Prognose über die Bevölkerungsentwicklung in Bayern gibt, wird die Nachfrage nach zeitgemäßen und bezahlbaren Wohnungen in ganz Bayern steigen. Der Verbandschef hat insbesondere die wichtige Rolle der Kommunen als Partner für öffentlich geförderten Wohnungsbau herausgestellt. Nur wenn die Wohnungen langfristig im Eigentum der Kommunen oder von gemeinwohlorientierter Unternehmen gehalten werden, bleibt Wohnraum nachhaltig erschwinglich.

Matthias Simon vom Bayerischen Gemeindetag hat die regulatorischen Neuerungen der Bayerischen Bauordnung sowie die Änderungen im Baugesetzbuch vorgestellt. Bei beiden Novellen stand das Thema Wohnungsbau klar im Fokus. Bauen soll schneller und einfacher werden, um dadurch günstigen Wohnraum zu schaffen oder zu erhalten. Die neuen Mittel und vielschichtigen Folgen für die zahlreichen bayerischen Gemeindeverwaltungen wurden durch den Referenten für Baurecht und Landesplanung im dafür vorhandenen zeitlichen Rahmen kurz dargestellt.

Der wohnungswirtschaftliche Berater des VdW Bayern, Patrik Zeitler, zeigte die aktuellen Möglichkeiten der bayerischen Wohnraumförderprogramme auf. Aus den Säulen II und III des Wohnungspakts Bayern ergeben sich eine Reihe von Fördermöglichkeiten für Kommunen und Wohnungsunternehmen im Bereich des Wohnungsneubaus aber speziell auch im Bereich der energieeffizienten Modernisierung von Wohngebäuden. Anschaulich hat er die Herangehensweise eines kommunalen Wohnungsunternehmens, die Beteiligung der Mieter und die sehenswerten Ergebnisse einer Modernisierungsmaßnahme einer Wohnanlage aus den 1950er Jahren vorgestellt.

Einfach Bauen

Forschungsprojekt von TU München und B&O

Die B&O-Gruppe hat sich in den letzten Jahren einen Namen für innovative Bauprojekte gemacht. Ein Leuchtturmprojekt war die Parkplatzüberbauung am Münchner Dantebad für den Bauherren GEWOFAG. Besonders beim Thema Holzbau engagiert sich das Unternehmen aus Bad Aibling seit einiger Zeit. Was mit dem Baustoff Holz möglich ist, lässt sich auf dem B&O Parkgelände in Bad Aibling studieren. Das neueste Projekte ist eine Kooperation mit der TU München zum Thema „Einfach Bauen“. Das Forschungsprojekt hat das Ziel, die Komplexität im Bauwesen stark zu reduzieren. Beim Symposium „Einfach Bauen“ von B&O und der TU München in Bad Aibling präsentierten die Projektpartner ihre Arbeit. Den Teilnehmern wurden darüber hinaus weitere Ansätze zum nachhaltigen und einfachen Bauen vorgestellt.

Ziel des Projekts ist ein Vergleich zwischen drei Häusern mit den Baumaterialien Holz, Dämmbeton und Mauerwerk.

Die Prinzipien der Versuchshäuser:

  • Die Komplexität des Bauwesens wieder zu reduzieren.
  • Einfache Konstruktionen mit gängigen Materialien.
  • Niedrigenergiehäuser auch mit einfacher Bauweise
  • Der Bewohner des Hauses steht bei der Planung im Vordergrund. Die Häuser sollen gut nutzbar sein

Einen ausführlichen Artikel zum Forschungsprojekt finden Sie: hier

Mehr Mietstundungen auf Bayerns Wohnungsmärkten

München (18.12.2020) – Immer mehr Mieter von Wohnungsgenossenschaften und kommunalen Wohnungsunternehmen im Freistaat beantragen Mietstundungen. Insbesondere die Situation im Gewerbebereich spitzt sich weiter zu. Das ergab eine neue Umfrage unter den 491 Mitgliedsunternehmen des VdW Bayern.

„Die Einschätzungen im Rahmen der mittlerweile vierten Mitgliederbefragung im Jahr 2020 bieten Grund zur Sorge – aber auch Anlass zur Erleichterung“, ordnet Verbandsdirektor Hans Maier die Ergebnisse der Umfrage ein. Einerseits zeige sich, dass viele Wohnungsunternehmen mittlerweile sehr gut mit der schwierigen Pandemie-Situation umgehen können: „Das Vermietungsgeschäft, Neubau, Modernisierung und Instandhaltung laufen in einer neuen Normalität weiter“, erklärt Maier. Entsprechend ist Kurzarbeit in der Branche nach wie vor kein Thema. Nur ein einziges Unternehmen berichtet davon, bislang auf Kurzarbeitergeld zurückgegriffen zu haben.

Mehr Anfragen nach Mietstundungen – insbesondere bei Gewerbemietern

Etwas mehr Sorgen als noch in der letzten Umfrage bereitet den Unternehmen und auch Verbandschef Maier dagegen die Situation in der Mieter- und Mitgliederschaft. Meldeten im Juli 38 Prozent der befragten Unternehmen, dass sie aus dem Kreis ihrer Mieterschaft Anfragen zu Mietstundungen erreichten, so waren es im Dezember 55 Prozent. Im Gewerbebereich haben sich bereits bei über 60 Prozent aller Unternehmen Gewerbemieter gemeldet und um Stundung von Zahlungen gebeten. „Während jede Anfrage nach Stundungsvereinbarungen auf größere wirtschaftliche Engpässe bei einzelnen Mietern hinweist, ist die Gesamtzahl der von Stundung betroffenen Mietverhältnisse je Unternehmen weiterhin gering“, gibt Verbandsdirektor Maier gleichzeitig zu bedenken. Entsprechend sehen derzeit die meisten Wohnungsunternehmen Corona-bedingte Mietausfälle als geringes Problem. Anders sieht es bei der Gewerbevermietung aus – hier sehen etwa 30 Prozent der Unternehmen, die Gewerbevermietung betreiben, in den kommenden Monaten ein mäßiges und 27 Prozent ein hohes oder sogar sehr hohes Risiko weiterer Ausfälle.

„Bislang hat kein Mieter bei den befragten Mitgliedsunternehmen des VdW Bayern aufgrund von pandemiebedingten Zahlungsschwierigkeiten seine Wohnung verloren“, betont Maier. Die meisten Wohnungsunternehmen haben außerdem ursprünglich geplante Mieterhöhungen in den Beständen komplett zurückgestellt.

Entwicklung des sozialen Miteinander in den Wohnquartieren wird unterschiedlich bewertet

Auch die Qualität des menschlichen Miteinanders in den Wohnanlagen wird von der Wohnungswirtschaft während der Pandemie genau beobachtet – viele Unternehmen haben schon seit Langem eigene Sozialarbeiter für die Quartiersarbeit eingestellt. „Gute und schlechte Nachrichten halten sich aktuell die Waage“, fasst Maier die Rückmeldungen in diesem Bereich zusammen. 17 Prozent der Unternehmen geben an, dass sich das soziale Miteinander in den Wohnanlagen verbessert haben – es wird von nachbarschaftlicher Hilfe und mehr Engagement berichtet. Gleichzeitig melden allerdings 24 Prozent der Befragungsteilnehmer, dass sich die Stimmung in den Quartieren stark oder sogar sehr stark (1,5 Prozent) verschlechtert habe.

„Durch Homeoffice und den allgemeinen Lockdown sind die Menschen viel häufiger zuhause. Das Potential für Auseinandersetzungen, etwa über Lärm aus der Nachbarwohnung, steigt. Aufgrund der aktuellen Situation sind viele Menschen permanent angespannt“, erklärt Verbandsdirektor Maier. „Die sozialorientierte Wohnungswirtschaft ist auch in der Krise für die Mieter da – ob in der Quartiersarbeit oder bei wirtschaftlichen Schwierigkeiten“, unterstreicht Maier.

Pressemitteilung als PDF: Download

Einfach-Gut: Best-Practice-Beispiele der Wohnungswirtschaft Bayern

Einfach – Gut: Best Practice Beispiele aus der Wohnungswirtschaft Bayern

„Baue einfach – gut und spreche darüber.“ Schon seit Jahren ziehen sich die Vorträge und Best Practice Beispiele unserer Mitgliedsunternehmen wie ein roter Faden durch den Technischen Tag der Fachtagung VdW im Dialog in Reit im Winkl.

Gemeinsam mit den Mitgliedern des Fachausschusses Technik wurde bereits 2019 die Idee geboren, diese Erfahrungen auch in Form einer Broschüre übersichtlich, mit gemeinsamer Gliederungsstruktur und einem Steckbrief wichtiger Projektdaten zusammenzustellen. Um die kontinuierliche Ergänzung zu ermöglichen, wurde die Broschüre zu Gunsten einer digitalen Aufbereitung zurückgestellt. Die ersten Projekte stehen ab Mitte Dezember 2020 auf der neuen Website des VdW Bayern zur Verfügung. 2021 werden weitere hinzukommen.

Wie definieren sich die Einfach-Gut-Neubauprojekte der Wohnungswirtschaft Bayern?

Wir reduzieren dabei nicht auf die günstigen Baukosten. Die Projekte zeichnen sich durch innovative Bauverfahren und klug gewählte „einfache“ Technik aus, die zukünftige Wartungskosten einspart, die besonderen sozialen oder nachhaltigen Überlegungen Rechnung tragen, neue Baustoffe oder Energiekonzepte einbeziehen oder durch architektonische Qualität hervorstechen.

BSG-Allgäu: Wohnbebauung Sligostraße

Einfache und robuste Konstruktionen kennzeichnen die bei den regionalen Firmen bekannte und bewährte Massivbauweise. Wo konstruktiv möglich, wurde ein monolithischer kerngedämmter Ziegel im Sinne der wirtschaftlichen Nachhaltigkeit gewählt. Die kompakte, fünfgeschossige Bauweise ermöglicht ein sinnvolles Verhältnis von Wohnflächen zu Nutzflächen und durch die Stapelung mehrerer ähnlicher Geschosse ein wirtschaftlich gutes Hüllflächen-/Wohnflächenverhältnis. Die prägende, etwas aufwändigere Gestaltung beschränkt sich auf wenige wichtige, sich seriell wiederholende, aber differenziert angewandte Elemente.

Weitere Informationen zum Projekt: PDF-Download

Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Ingolstadt GmbH: Junges Wohnen an der Gustav-Adolf-Straße

Informationen zum Projekt: PDF-Download

Das Minimalprojekt München

Die GWG Städtische Wohnungsgesellschaft München mbH erprobte an Ihrem Modellprojekt, dem „Minimalprojekt“, die Möglichkeit, Kosten im Wohnungsbau zu reduzieren, um dem übergroßen Bedarf nach bezahlbaren Wohnungen etwas entgegen setzen zu können.

Weitere Informationen: PDF-Download

Ansprechpartnerin

Dr. Susanne Koch
Referentin Verbandsorganisation

VdW Bayern tritt IW 2050 bei: Gemeinsam in eine klimaneutrale Zukunft

Klimaschutz zählt schon lange zu den vordringlichsten Themen für die Wohnungswirtschaft. Um bis 2050 einen klimaneutralen Gebäudebestand zu erreichen, wurde Anfang des Jahres 2020 die Initiative Wohnen.2050 in Berlin gegründet. Initiiert wurde der bundesweite Zusammenschluss von der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt.  Zum 1. November ist der VdW Bayern dem Verein beigetreten.
„Klimaschutz, Energieeffizienz und Nachhaltigkeit sind für die Wohnungswirtschaft schon lange Top-Themen“, sagt Verbandsdirektor Hans Maier. Für den VdW Bayern und seine Mitglieder passe das Moot der IW 2050: „Nicht nur über den Klimawandel reden, sondern handeln.“ Unter diesem Leitbild stand die Vereinsgründung der Initiative Wohnen.2050 (IW2050). Übergeordnete Zielsetzung ist ein klimapolitisches Bündnis, welches neben der strategischen Kooperation und einem fachlich-inhaltlichen Abgleich vor allem wirtschaftliche und finanzielle Belange zur Erreichung der Vorgaben im Blickfeld hat.
Bundesweiter Zusammenschluss der Wohnungswirtschaft 
Die Initiative Wohnen.2050 vereint geballtes Know-how und setzt auf den Open-Source-Ansatz. Lösungen und Tools für die ressourcensparende Entwicklung von unternehmensspezifischen Wegen zur Klimaneutralität werden gemeinsam erarbeitet und ausgetauscht. So bekommen auch kleinere Unternehmen die Chance, sich ökonomisch und sachlich zieladäquat zu positionieren. „Wir stehen vor der wohl größten Jahrhundertaufgabe unserer Zeit. Deswegen war für uns klar, dass wir eine Brancheninitiative brauchen, um dieser Herausforderung gemeinsam und partnerschaftlich zu begegnen“, so Dr. Thomas Hain, Leitender Geschäftsführer der Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte | Wohnstadt und Vorstand der IW2050, über das Klimaschutz-Engagement.
Über 1,6 Million Wohneinheiten im Jahr der Vereinsgründung 
Der Ansatz überzeugt: Bereits ein halbes Jahr nach der Gründung vertritt die Initiative rund 70 Partner mit 1.060.000 Wohneinheiten innerhalb der Wohnungswirtschaft Deutschland.

„Falls Sie mit Ihrem Unternehmen noch nicht dabei sind, informieren Sie sich und denken Sie über eine Partnerschaft mit der IW 2050 nach“, appelliert Verbandsdirektor Hans Maier.

Hauptziele der Initiative

  1. Einheitliche Positionierung, um finanzielle Unterstützung zur Erreichung der Klimaziele in der Wohnungswirtschaft auf Bundes- und Länderebene einzuwerben.
  2. Know-How-Austausch zu Klimastrategien und konkretem Vorgehen der Mitglieder und damit Wissen zugänglich machen. Nur mit gebündeltem Know-How und reduziertem Ressourceneinsatz der einzelnen Unternehmen ist es möglich, zeitnah Lösungsstrategien zu entwickeln und diese dann in den 2020er Jahren in die Umsetzung zu bringen.
  3. Vorreiterrolle und Klimaschutzengagement der Branche, insbesondere der Mitglieder, öffentlich bekannt machen.
  4. Aktivierung, Befähigung und Motivation von Mitarbeitern der teilnehmenden Unternehmen, um zur Klimazielerreichung beizutragen und Vermittlung des Klimaschutzengagements an Kunden.

Weitere Informationen:
IW2050

Positive Nebenwirkung der Corona-Pandemie: VdW Bayern-Verbandsrat spendet Sitzungsgeld an die DESWOS

Viermal jährlich treffen sich die Mitglieder des Verbandsrats des VdW Bayern Verband bayerischer Wohnungsunternehmen in München. Kein leichtes Unterfangen in Zeiten der Corona-Pandemie. Wie für alle anderen Veranstaltungen war auch für die VdW Bayern-Verbandsratssitzung im November 2020 kein Präsenztermin möglich. Die Sitzung fand als Microsoft-Teams-Meeting statt. Davon profitierten nicht nur die Gremienmitglieder, die sich die oft lange Strecke in die bayerische Landeshauptstadt sparten, sondern auch die DESWOS Deutsche Entwicklungshilfe für soziales Wohnungs- und Siedlungswesen e.V. Denn die Verbandsratsmitglieder beschlossen einstimmig, die Sitzungsgelder für den virtuellen Termin zu spenden. 1.500 Euro kamen so zusammen. Eine großartige Idee und ein großartiges Zeichen in Zeiten von Corona.

WohWi im Dialog 2020

WohWi im Dialog 2020

Historisches Ereignis: VdW Bayern Verbandstag 2020 und Fachtagung WohWi im Dialog als Hybridformate

„Mit dieser digitalen Veranstaltung erleben wir ein historisches Ereignis in der 111-jährigen Geschichte des VdW Bayern“, sagte der Verbandsvorsitzende Jörg Kosziol bei seiner Begrüßung zum Verbandstag 2020 in Reit im Winkl. Vorangegangen war die eineinhalb-tägige Fachveranstaltung WohWi im Dialog. Den beiden Terminen folgten 50 Gremienmitglieder des Verbandes vor Ort und mehr als 300 Zuschauer an den Bildschirmen. „Auch wenn die persönliche Begegnung diesmal gefehlt hat, sind wir sehr zufrieden mit den digitalen Formaten“, resümierte Verbandsdirektor Hans Maier.

Kurzfilm zu WohWi im Dialog 2020

Bildgalerie WohWi im Dialog und Verbandstag 2020

Kurzweilig, komprimiert, mehr Raum für Dialog – bei der Hybrid-Veranstaltung WohWi im Dialog 2020 war nicht nur die Corona-bedingt großzügige Sitzordnung im Saal anders. Die Veranstaltung wurde an die Bedürfnisse der Zuschauer vor den Bildschirmen angepasst. Der erste große Themenkomplex war das Bauen und Wohnen der Zukunft. Bayerns neue Bauministerin Kerstin Schreyer sprach in ihrem Impulsvortrag über die Lehren der Corona-Pandemie und die aktuelle Wohnungspolitik der Staatsregierung.

Lehren aus der Corona-Pandemie

Den Start in das neue Amt hatte sich die ehemalige Sozialministerin sicher anders vorgestellt. Nur wenige Wochen nach der Übernahme des Bayerischen Staatsministeriums für Wohnen, Bauen und Verkehr am 6. Februar wurde der Lockdown verkündet. Doch die Einschränkungen zeigten auch die Anforderungen, die künftig an das Wohnen gestellt werden. Die Eigenschaften der Wohnung als Rückzugsraum, Arbeitsplatz sowie die Bedeutung eines Freisitzes haben in der Krise eine neue Qualität bekommen. Oberstes Ziel ist und bleibt aber die Bezahlbarkeit des Wohnens: „Unser Ziel ist, dass alle Menschen in Bayern leben können – unabhängig von Einkommen, Beruf oder Lebensphase“, bekräftigte die Bauministerin. Um das zu erreichen, setzt Schreyer auf Kontinuität bei der Wohnraumförderung, schnellere Baugenehmigungen und den Ausbau der Digitalisierung. Bei der Stadtplanung sieht Schreyer den durch die Corona-Pandemie gestiegenen Bedarf der Menschen nach Ruhe und Erholungsräumen, dem Rechnung getragen werden müsse. Ein weiterer wichtiger Aspekt beim zukunftsgerichteten Wohnungsbau seien die Klimaschutzziele. Hier erkennt die Ministerin den Spagat zwischen den gestiegenen bautechnischen Anforderungen und der Wirtschaftlichkeit: „Die Bevölkerung muss mitgenommen werden. Bauen und Wohnen soll nicht teurer werden.“

Ein Punkt, der auch Verbandsdirektor Hans Maier wichtig ist. „Die Wohnungswirtschaft Bayern stellt sich den gesellschaftspolitischen Herausforderungen Wohnungsbau und Klimaschutz“, sagte er. „Gerade bei der Wohnraumförderung darf sich der Bund nicht vom Acker machen“, forderte Maier angesichts der gekürzten Fördermittel.

Bei der anschließenden Diskussionsrunde mit BR-Moderatorin Vera Cornette zeigte sich, wo die Branche der Schuh drückt. Der gesellschaftliche Konflikt rund um einen Mietenstopp, der auch zu einer veränderten Wahrnehmung der Wohnungswirtschaft geführt hat, die steigenden Bodenpreise und das Ziel der Klimaneutralität bis 2050 stellen die Wohnungsunternehmen vor große Herausforderungen.

Live aus Berlin

In einer Live-Schalte aus Berlin informierte GdW-Präsident Axel Gedaschko über aktuelle wohnungspolitische Themen. Im kommenden Bundestagswahlkampf werde das Wohnen noch mehr im Fokus stehen als bisher. „Das Ringen um einen Mietendeckel, die Diskussion um eine neue Gemeinnützigkeit und die Reform der Grundsteuer werden uns weiter auf Trab halten“, betonte Gedaschko.

Wie viel Technik braucht ein Haus?

Dieser Frage ging Prof. Elisabeth Endres vom Institut für Gebäude und Solartechnik der TU Braunschweig bei ihrem Vortrag „Viel hilft – oder wie wenig ist genug“ nach. Gegenüber dem Ziel eines klimaneutralen Gebäudebestandes zeigte sich Endres skeptisch. Vielmehr sollte auf die Verknüpfung zwischen der Energieversorgung und dem Gebäude Augenmerk gelegt werden. Das Fazit der Wissenschaftlerin: „Eine Technisierung des Hauses ist nicht unbedingt die beste und effizienteste Lösung.“

Bayern braucht mehr bezahlbare Wohnungen

Beim anschließenden ersten digitalen Verbandstag des VdW Bayern am 13. Oktober stand vor allem das Thema Wohnungsbau auf der Agenda. Wohnungsmangel lässt sich nur durch Neubau beheben – diese Position bekräftigten die Vertreter der 487 Verbandsmitglieder in ihrer Resolution. Die Unternehmen haben im Jahr 2019 mehr als 4.400 neue bezahlbare Wohnungen gebaut und dafür 1,3 Mrd. Euro investiert. Der Verband fordert bessere Rahmenbedingungen für die Branche: Mehr Fördermittel für Sozialwohnungen, die Aktivierung von preisgünstigem Bauland und staatliche Zuschüsse für Klimaschutz-Investitionen.

„Der Mangel an bezahlbaren Wohnungen ist und bleibt eines der wichtigsten Themen in Bayern – gerade auch in Zusammenhang mit der Corona-Pandemie“, sagte Verbandsdirektor Hans Maier. Ein sicheres Zuhause habe in den letzten Monaten einen noch höheren Stellenwert bekommen.