Bilanz- und Steuerwissen – Aktuelles aus den Prüfungsorganisationen des GdW

DW Sonderheft exklusiv für Mitgliedsunternehmen

Der GdW Bundesverband deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen e. V. und die Regionalverbände haben sich in 2021/2022 wieder vielfältigen Themen und Herausforderungen gestellt. Dies schlägt sich in recht unterschiedlichen rechtlichen, genossenschaftlichen und wohnungswirtschaftlichen Themen der Artikelreihe „Bilanz- und Steuerwissen – Aktuelles aus den Prüfungsorganisationen des GdW“ in der Publikation DW Die Wohnungswirtschaft nieder.

In dieser Reihe geben die wohnungswirtschaftlichen Experten aus den Prüfungs- und Beratungsbereichen der Verbände-Familie des GdW ihr Wissen an Sie weiter. Die nunmehr zwölfte Ausgabe des DW Sonderhefts fasst die Artikel von Oktober 2021 bis September 2022 unserer Reihe für Sie zusammen. Wir freuen uns, dass auch in dieser Ausgabe der VdW Bayern wieder einige Fachartikel beisteuern konnte.

Die Themen sind breit gefächert: Von der Zulässigkeit virtueller Generalversammlungen über die erneute Verschärfung des Geldwäschegesetzes bis zum Thema Nachhaltigkeit sind viele interessante Veröffentlichungen für Sie dabei.

Den Auftakt macht ein Artikel von den Experten Andreas Gissendorf und Robert Dobroschke des Geschäftsbereich Wirtschaftsprüfung und Prüfungsnahe Beratung beim VdW Bayern zu den Pflichten eines Aufsichtsrats mit dem Titel „Der Aufsichtsrat: Zwischen Beratung und Überwachung des Vorstands“.

Beim VdW Bayern gibt es das DW Sonderheft exklusiv für Sie.

Viel Spaß beim Lesen wünscht der VdW Bayern.

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Steigende Energiepreise: Die Wohnungswirtschaft Bayern rechnet mit 25 Prozent Mehrkosten für Mieter

Zwei Drittel der Wohnungen werde mit Gas beheizt – mehr als die Hälfte der Wohnungsunternehmen befürchtet Zahlungsausfälle

München (31.07.2022) – Zahlreiche bayerische Haushalte müssen künftig jährlich mit rund 1.700 Euro Mehrkosten für das Heizen rechnen. Denn fast jedes bayerische Wohnungsunternehmen greift zum Beheizen seiner Wohnungen auf Gas zurück. In Folge sehen die sozial orientierten Wohnungsunternehmen ein hohes Risiko für Zahlungsausfälle durch die steigenden Energiepreise. Das ergab eine Umfrage des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen unter 493 Mitgliedsunternehmen mit einem Bestand von 560.000 Wohnungen im Freistaat.

Aktuell profitieren nach Angaben des Verbandes viele Unternehmen und damit die Mieter noch von günstigen Altverträgen. 30 Prozent aller Verträge laufen noch mit fixen Preisen bis 31.12.22, 29 Prozent der Verträge noch bis 31.12.23. Durchschnittlich beziehen Unternehmen derzeit Gas zu einem gemittelten Preis von 5,59 ct/kWh. „Doch manche Wohnungsunternehmen bezahlen bereits jetzt mehr als 13 ct/kWh und es ist nur eine Frage der Zeit, bis die hohen Energiepreise voll bei der Wohnungswirtschaft ankommen“, sagt Verbandsdirektor Hans Maier. Beim Durchreichen des aktuellen Preises würden die Mehrkosten für Mieter ca. 1.700 Euro jährlich betragen – aufgrund der niedrigen Mieten der Wohnungswirtschaft bedeutet dies einen Warmmietenaufschlag von durchschnittlich 25 Prozent.

„Unsere Mitglieder sind sich der großen Verantwortung für die Mieterhaushalte bewusst. Bei den Wohnungsgenossenschaften, kommunalen und kirchlichen Wohnungsunternehmen leben viele Menschen, die sich die steigenden Preise nicht so einfach leisten können“, erklärt der Verbandsdirektor. Deshalb hätten bereits mehr als zwei Drittel der Mitgliedsunternehmen Maßnahmen zur Senkung des Energieverbrauchs getroffen oder bereiten diese vor. Am häufigsten wurde bisher die Optimierung von Heizungsanlagen umgesetzt (93%).

Um den Preisschock klein zu halten, haben 71% der Unternehmen bereits Vereinbarungen über eine freiwillige Erhöhung der Betriebskosten- oder Heizkostenvorauszahlung abgeschlossen. Ein Großteil der Unternehmen bietet eine freiwillige Erhöhung zwischen 25 und 50 Prozent an. Dürfen Mieter selbst einen Erhöhungsbetrag festlegen, so entscheiden sie sich im Mittel für 40 Prozent.

Risiko für Zahlungsausfälle steigt

Mehr als die Hälfte der Verbandsmitglieder (56%) sehen trotzdem ein hohes oder sehr hohes Risiko, dass es bei großen Teilen ihrer Mieter zu Zahlungsausfällen infolge der explodierenden Energiepreise kommt. Um die eigene Liquidität nicht zu gefährden, gibt jedes zweite Wohnungsunternehmen an, Neubauvorhaben oder Modernisierungsprojekte zurückstellen. „Die Aussichten bei den sozial orientierten Wohnungsunternehmen sind trübe“, sagt Verbandsdirektor Maier. Die Unternehmen kämpfen bereits mit steigenden Baukosten, Lieferschwierigkeiten und dem Fachkräftemangel, da kommt der Energiepreisschock zur Unzeit. Für 2023 erwartet der Verbandsdirektor deutlich sinkende Neubauzahlen.

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St. Bruno-Werk feiert Richtfest in der Würzburger Neutorstraße

Bestens integriert in das Quartier

Richtfest für die neu gebaute Wohnanlage in der Neutorstraße 14 a feierte das St. Bruno-Werk mit Handwerkern und Gästen aus Politik und Wirtschaft. Ein Jahr nach dem Spatenstich ist die Baulücke geschlossen und es sind 16 neue Wohnungen auf fünf Geschossen entstanden.

Sie bieten den Bewohnerinnen und Bewohnern ab Ende 2022 in den großzügigen 1- bis 3-Zimmerwohnungen viel Platz zum Leben. Eine Dachterrassenwohnung komplettiert die insgesamt 780 Quadratmeter Wohnfläche, die auf Wohnungsgrößen von 25 bis 120 Quadratmeter verteilt sind.

Energiestandard KfW 55

„Wir investieren rund 3 Millionen Euro in diesen Bau“, berichtet Frank Hermann, geschäftsführender Vorstand der Wohnungsgenossenschaft. Das Wohnhaus ist voll unterkellert, die Energieversorgung wird über Fernwärme realisiert und verfügt über den Energiestandard KfW 55. „Wir danken Hetterich Architekten BDA aus Würzburg und den beteiligten ausführenden Firmen für die bisher hervorragende Arbeit“, so Aufsichtsratsvorsitzender Dr. Dr. h.c. (UCC) Adolf Bauer.

Der Neubau in der Neutorstraße 14 a integriert sich ausgezeichnet in das Quartier der bereits sanierten Wohnanlage Haugerring 11-12 und der bis Ende des Jahres ebenfalls sanierten Gebäude in der Neutorstraße 13-15. Die 69 Wohnungen werden mit großen Balkonen und verglasten Wohnbereichen ausgestattet. Am Ende werden auf dem vorhandenen Grundstück durch Aufstockung und Baulückenschließung zusätzlich 28 Wohnungen neu entstanden sein.

Foto: St. Bruno Werk

Oberbayerische Heimstätte: Wohnen und Leben an der Apfelwiese

Schlüsselübergabe an erste Mieterin der OH-Neubauten im Jugendstilpark

Wohnen in zentraler Lage, aber zu erschwinglichem Preis: Diesen Wunsch können Mitarbeitende des Bezirks Oberbayern und der kbo-Kliniken derzeit an der Apfelwiese im Jugendstilpark in Haar verwirklichen. Die Oberbayerische Heimstätte (OH) hat dort 115 Wohnungen errichtet, die bevorzugt Mitarbeitenden des Bezirks und der kbo-Kliniken angeboten werden. Am 2. Juni übergab Bezirkstagspräsident Josef Mederer, der auch OH-Aufsichtsratsvorsitzender ist, gemeinsam mit OH-Geschäftsführer Michael Zaigler einer Mitarbeitenden des Bezirks den Schlüssel für ihr neues Zuhause – eine familiengerechte Vier-Zimmer-Wohnung.

Die Oberbayerische Heimstätte ist ein Gemeinwohl orientiertes Wohnungsunternehmen im Besitz des Bezirks Oberbayern. An der Apfelwiese im Jugendstilpark hat die OH jetzt sieben Gebäude mit 115 Neubauwohnungen errichtet. Am 1. Juli sind die ersten 55 Wohnungen bezugsfertig, weitere 60 im August.

Der Bezirk Oberbayern hatte sich dafür bei der OH die Belegungsrechte für seine Mitarbeitenden sowie für Beschäftigte der kbo-Kliniken gesichert. „Wenn wir unsere anspruchsvollen Aufgaben im Bezirk und den kbo-Kliniken auch in Zukunft erfüllen wollen, brauchen wir weiterhin engagierte Mitarbeitende“, sagte der Bezirkstagspräsident bei der Schlüsselübergabe. Im Ballungsraum München gebe es leider kaum noch erschwingliche Wohnungsangebote. Doch der Bezirk habe einen „Joker in der Hand“, so Mederer weiter. „Eine Aufgabe bei uns zu übernehmen, ist hochattraktiv, denn wir können auch attraktiven Wohnraum anbieten.“ Vor allem Pflegekräfte und Sachbearbeitende, die keinen Spitzenverdienst haben, „werden von dem Angebot enorm profitieren“.
Die Belegungsrechte hat sich der Bezirk für die Dauer von 25 Jahren gesichert. Er lässt sich das bis zu maximal sieben Millionen Euro kosten. Die Summe ist variabel und abhängig davon, ob die Wohnungen wirklich dauerhaft an Beschäftigte der beiden Arbeitgeber vermietet werden. „Wir investieren hier gewaltig“, betonte Mederer. „Ich bin überzeugt: Jeder Cent ist bestens angelegt. Denn unsere Mitarbeitenden sind sehr wertvoll für uns.“

Im Paket sind Wohnungen für Personen mit geringerem Verdienst mit einer Förderung von 25 Prozent der Mietkosten und solche, deren Miete der Bezirk nur mit fünf Prozent bezuschusst. Dadurch entstehen attraktive Quadratmeterpreise, die deutlich unter dem Münchner und Haarer Mietspiegel liegen. Insgesamt geht es um 115 Wohnungen mit einer Gesamtwohnfläche von 7 520 Quadratmetern – vom Ein-Zimmer-Appartement bis zur Vier-Zimmer-Familien-Wohnung.
Auch für den Geschäftsführer der Oberbayerische Heimstätte, Michael Zaigler, hat das Bauprojekt an der Apfelwiese große Bedeutung: „Mit den Belegungsrechten für die Wohnungen an der Apfelwiese setzen wir eine lange und schöne Tradition zwischen dem Bezirk und unserem Haus fort“, berichtete Zaigler während der symbolischen Schlüsselübergabe. Gerne unterstütze die OH auch diesmal ihren Gesellschafter dabei, bezahlbaren Wohnraum zur Verfügung zu stellen – für Mitarbeitende des Bezirks, seiner Einrichtungen sowie der kbo-Kliniken.

„Gerade im Ballungsraum München brauchen wir eine gute und zuverlässige Versorgung der Menschen,“ so Zaigler weiter. Dafür seien gerade Pflegekräfte immens wichtig. Und besonders diese werden mit den Wohnungen unterstützt ebenso wie Sachbearbeitende des Bezirks. Zaigler betonte, dass dies ganz im Sinne des Leitbilds der OH sei: „Die Oberbayerische Heimstätte steht schließlich für faires, modernes und nachhaltiges Wohnen und Bauen. Es ist uns wichtig, stets im Miteinander zu handeln. Daher leisten wir gerne unseren gesellschaftlichen Beitrag in Oberbayern.“

Foto: OH

Wohnbaugruppe Augsburg feiert Richtfest für Neubauprojekt Reesepark II

135 geförderten Wohnungen für Augsburg

Die Wohnbaugruppe Augsburg errichtet am nordwestlichen Ende der ehemaligen Reese-Kaserne eine Wohnanlage mit 135 geförderten Wohnungen in direkter Nachbarschaft zur im letzten Jahre abgeschlossenen Anlage Reesepark I. Nachdem der Spatenstich im Mai 2021 coronabedingt kleiner ausfallen musste, konnte das Richtfest für die Wohnanlage Reesepark II mit rund 140 Gästen gefeiert werden.

Das Projekt Reesepark II erreicht mit dem Richtfest am 7. Juli einen weiteren wichtigen Meilenstein. Neben gefördertem Wohnraum für breite Bevölkerungsschichten entsteht dort auch ein Nachbarschaftszentrum mit Mehrgenerationentreff, Quartiersmanagement und Beratungsstellen. Oberbürgermeisterin Eva Weber, Aufsichtsratsvorsitzende der Wohnbaugruppe Augsburg, stellte in Ihrer Begrüßung die Bedeutung des Projekts für die Augsburger Bürgerinnen und Bürger heraus: „Das Projekt Reesepark II ist ein großartiges Beispiel dafür, wie moderne, ganzheitliche Quartiersentwicklung aussehen kann. Es geht nicht nur darum, für viele Augsburgerinnen und Augsburger ein bezahlbares Dach über dem Kopf zu schaffen, sondern ihnen ein Zuhause zu geben, in dem sich alle wohlfühlen und das gemeinsam weiterentwickelt werden kann. Das geplante Nachbarschaftszentrum in dem unter anderem auch ein Mehrgenerationentreff integriert wird, bietet dafür die ideale Struktur.“

Fertigstellung in gut einem Jahr

Verteilt auf acht Gebäude, baut die Wohnbaugruppe Augsburg hier 135 barrierefreie Wohnungen, die im Rahmen der Einkommensorientierten Förderung errichtet werden. Es entstehen 1- bis 5-Zimmer-Wohnungen, sechs davon sind rollstuhlgerecht. Der Innenhof wird unter dem Motto „Waldlichtung“ angelegt und mit 30 neuen Bäumen bepflanzt. Im Osten der Anlage grenzt der Reesepark I sowie ein Rewe-Supermarkt, ein Ihle-Café und ein Rossmann-Drogeriemarkt an den Neubau. Die Gesamtkosten für das Projekt, das im dritten Quartal 2023 bereit zur Vermietung sein soll, liegen bei rund 48 Millionen Euro.

Bezahlbare Mieten dank Einkommensorientierter Förderung

Damit die Wohnbaugruppe Augsburg den Neubau bei den aktuell hohen Bau- und Grundstückspreisen wirtschaftlich errichten kann, hat die zuständige Bewilligungsstelle, das Wohnungs- und Stiftungsamt der Stadt Augsburg, eine Zielmiete von 12,50 Euro pro Quadratmeter genehmigt. Aufgrund der Einkommensorientierten Förderung erhalten die Mieterinnen und Mieter jeweils einen monatlichen Mietzuschuss. In der niedrigsten Einkommensstufe liegt die Belastung für den Mieter beispielsweise bei 7,00 Euro pro Quadratmeter. In der obersten Einkommensstufe (82.000 Euro Jahresbruttoeinkommen bei einer vierköpfigen Familie, 102.000 Euro bei einer fünfköpfigen Familie) werden die Kosten auf 9,00 Euro pro Quadratmeter gemildert.

Aktuelle Bautätigkeiten der Wohnbaugruppe

„Reesepark I und II schließen die ehemalige Kasernenfläche im Norden architektonisch ab. Die Wohnanlagen schaffen dabei nicht nur bezahlbaren Wohnraum, sondern dienen auch in den Bereichen Nahversorgung und Begegnung dem ganzen Quartier“, erklärt Wohnbaugruppe-Geschäftsführer Dr. Mark Dominik Hoppe. Über das Stadtgebiet verteilt befinden sich derzeit 271 Wohneinheiten in drei Projekten (135 WE Reesepark II, 74 WE Michaelipark, 62 WE Sheridanpark II) im Bau. Das Unternehmen plant in diesem Jahr außerdem den Baustart von weiteren 47 Wohnungen im Projekt Prinz-Karl-Viertel. Auch die neue Firmenzentrale nimmt nur ca. 1 km südlich von Reesepark II immer weiter Form an. Die ersten Betonaußenwände im Erdgeschoss stehen bereits. „Um den Augsburger Wohnungsmarkt weiterhin zuverlässig mit qualitativ hochwertigem und bezahlbarem Wohnraum versorgen zu können, haben wir uns für den Bau einer neuen Firmenzentrale entschieden. Der Schuberthof, in dem wir fast seit unserer Gründung beheimatet sind, platzt aus allen Nähten“, so Dr. Hoppe abschließend.

Foto: Wohnbaugruppe Augsburg 

Neue attraktive Mietwohnungen für Langenzenn

Richtfest für den dritten Bauabschnitt

Ein großer Schritt für die WBG Langenzenn. Vor Ort entstehen insgesamt 39 Mietwohnungen, davon 18 gefördert, verteilt auf drei Häuser. Das Bauvorhaben wird in drei Bauabschnitten errichtet. Anfang Dezember 2021 konnte bereits das Richtfest für das erste Haus gefeiert werden. Nun erfolgte die Rohbaufertigstellung des dritten Gebäudes. Gebührend kann nun das Richtfest stattfinden.

Bei dem Vorhaben im Klaushofer Weg in Langenzenn handelt es sich um das bislang größte Neubauvorhaben der WBG Langenzenn. Mit derzeit 196 bestehenden Wohnungen stellt der Neubau im Klaushofer Weg eine Bestandserhöhung von ca. 20% dar.

Aufgrund der Unternehmensgröße ist es kaum möglich, bei größeren Projekten die Projektsteuerung in Eigenleistung zu stemmen, weshalb die WBG Fürth als erfahrener Partner hinzugezogen wurde. Im Jahr 2020 wurden erste Gespräche bzgl. einer interkommunalen Zusammenarbeit geführt.

Die WBG Fürth übernimmt für das Bauvorhaben die gesamte Projektsteuerung. Besonders bei der Grundlagenermittlung und der Entwurfsplanung konnte die WBG Fürth ihr Know-how und die langjährige Erfahrung einbringen. So wurden in den letzten Jahren beispielsweise verschiedene Gebäude- und Grundrisskonzepte entwickelt, welche immer wieder verwendet werden können, dies natürlich in individueller Abstimmung auf die jeweils geltenden Vorschriften und die Gegebenheiten vor Ort. Hierdurch kann vor allem in der Projektentwicklung eine erheblich Kosteneinsparung erfolgen. Dies ist heute aufgrund der steigenden Baukosten und Mieten umso wichtiger denn je. Aber auch der zeitliche Aspekt für die normalerweise umfangreichen Vorplanungen darf nicht außer Acht gelassen werden.

Ein weiterer Vorteil: Die Grundrisse für den geförderten Bauabschnitt sind bereits aus vorherigen Bauvorhaben mit der Regierung von Mittelfranken abgestimmt. Auch dies bringt Sicherheit und eine zeitliche Ersparnis mit sich.

Alle Planungen erfolgten in enger Abstimmung mit den Vertretern der Kommune und dem Aufsichtsrat der WBG Langenzenn. Die geltenden Vorschriften hätten eine dichtere Bebauung zugelassen. Es wurde sich jedoch bewusst für eine aufgelockerte Bauweise entschieden, um einen größtmöglichen Wohnkomfort für die späteren Mieter bieten und vor allem auch eine Durchgrünung des Grundstückes erreichen zu können.

Foto: WBG Langenzenn

Hospitanz im Europabüro des GdW – Ein Wochenbericht

Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Tjerk Wehland und ich arbeite seit knapp vier Jahren im Bereich Interessenvertretung des VdW Bayern. Normalerweise sitze ich im Verbandsgebäude in der Stollbergstraße in München. Momentan hospitiere ich jedoch im Europabüro des GdW Bundesverbands deutscher Wohnungs- und Immobilienunternehmen in Brüssel und erhalte einen Monat Einblick in die Wohnungspolitik auf europäischer Ebene.

Was sind eigentlich die Aufgaben des GdW-Europabüros?

Um seine Wohnungs- und Immobilienunternehmen auch auf europäischer Ebene angemessen vertreten zu können, hat der GdW seit 2002 auch ein Büro in Brüssel. Die Aufgabe ist unter anderem frühzeitig Informationen vor Ort aufzunehmen, sie verbandspolitisch zu transportieren, Stellungnahmen gegenüber der Kommission und dem Europäischen Parlament und seinen Ausschüssen abzugeben und die nationale Politik zurückzukoppeln.

Vielfältigste Aufgaben im Europabüro

Meine ersten Wochen in der europäischen Interessenvertretung

In den ersten zwei Wochen habe ich mich zunächst in die aktuellen Europa-politischen Fragen eingearbeitet. Selbstverständlich steht das Thema Klima (seit dem Angriffskrieg auf die Ukraine mit dem dringend Unterthema „Energieversorungs-Sicherheit“) ganz oben auf der Agenda. Aber auch die großen „Leitplanken“ der EU-Gesetzgebung und damit die Top-Themen mit derzeit großer Relevanz für die Wohnungswirtschaft stehen im Vordergrund: European Green Deal, Renovation Wave, Fit for 55-Paket, EU-Taxonomie.

Die relevanten Zahlen der Wohnungswirtschaft Bayern mit im Gepäck

Direkt am zweiten Tag hatte ich die Gelegenheit mich mit Dr. Manuel Rimkus (Referent des StmB) in der bayerischen Vertretung in Brüssel auszutauschen. Wir sprachen bei diesem Besuch auch über die Situation auf dem bayerischen Wohnungsmarkt, die Lage bei den Mitgliedsunternehmen, die Auswirkungen der aktuellen Preissteigerungen und Einschätzungen der Unternehmen zur Umsetzbarkeit der europäischen Klimaziele. Ich hatte unseren Jahresbericht und die Ergebnisse unserer letzten Umfragen im Gepäck. Herr Dr. Rimkus hat sich besonders für die Wortmeldungen direkt von den Mitgliedsunternehmen interessiert.

Was die Bauindustrie aktuell bewegt…

Am vierten Tag traf ich die Referentin der Europavertretung des dt. Bauindustrieverbandes. Dort wird aktuell viel am Thema E-Mobilität und Ladelösungen gearbeitet, mit entsprechenden Verknüpfungen zu Positionen der Wohnungswirtschaft.

Neben den Treffen unterstütze ich die Kollegen im Europabüro bei der Erstellung des nächsten Europabriefes und erarbeite Punkte zum kürzlich vorgestellten Programm „REPPowerEU“, welches einen Umbau der europäischen Energieversorgung vorsieht.

Ich bin gespannt auf die nächsten Tage und Wochen im GdW-Europabüro.
Sie wollen mehr zur Arbeit des GdW-Europabüros oder meiner Arbeit vor Ort erfahren? Kommentieren Sie gerne direkt unter dem Beitrag.

Tag der Wohnungswirtschaft Bayern: Für Klimaschutz und bezahlbares Wohnen

Die Wohnungswirtschaft Bayern hat 2021 2,5 Milliarden Euro investiert – mehr als jemals zuvor. Fast 5.300 Wohnungen wurden von den 493 sozial orientierten Wohnungsunternehmen im Freistaat gebaut. In ihren rund 540.000 Miet- und Genossenschaftswohnungen leben 1,4 Mio. Menschen bei einer Durchschnittsmiete von 6,59 Euro pro Quadratmeter. Diese Leistungsbilanz verkündete Verbandsdirektor Hans Maier beim Tag der Wohnungswirtschaft Bayern in Garching. Eine zukünftige Herausforderung für die Wohnungswirtschaft sei es, auch weiterhin bezahlbares Wohnen zu ermöglichen. Deshalb fordern die Delegierten in ihrer Entschließung einen sozialen Klimaschutz.

Verbandstag im Auditorium. So mancher Besucher des Tags der Wohnungswirtschaft Bayern erinnerte sich am 18. Mai an seine Hochschulzeit zurück. Die Veranstaltung fand im nagelneuen SCC Kongresszentrum der TU München in Garching statt, und zwar in einem Audimax mit über 1.000 Plätzen. „Wir sind hier an einem Ort, an dem auf Weltklasseniveau gearbeitet wird“, sagte Moderator Tobias Ranziger bei seiner Anmoderation. Beste Bedingungen in Pandemie-Zeiten mit großzügig Platz für Verbandsmitglieder, Gäste und Partner, die nach langer Durststrecke endlich wieder einmal die Gelegenheit für Austausch und zum Netzwerken hatten. Themen gibt es aktuell für die Wohnungswirtschaft zuhauf. Im Fokus der Veranstaltung stand vor allem der Klimaschutz im Gebäudebestand.

„Die Mitgliedsunternehmen des VdW Bayern sind die Hüter für das bezahlbare Wohnen im Freistaat“, lobte der Landrat für den Landkreis München Christoph Göbel in seinem Grußwort. Als Aufsichtsratsvorsitzender der Baugesellschaft München Land kennt er die schwierige Situation für Wohnungsunternehmen aus erster Hand und forderte deshalb mehr Unterstützung für den Wohnungsbau. Wichtig ist für ihn der Dialog der Kommunen mit den verantwortlichen Staatsministerien, um bei der Wohnraumförderung schnell auf das Umfeld mit steigenden Bauzinsen und immer teureren Baustoffen reagieren zu können.

Wohnungswirtschaft im Sturm

GdW-Präsident Axel Gedaschko konnte wegen einer Terminüberschneidung nicht persönlich vor Ort sein und steuerte sein Grußwort bei der hybriden Veranstaltung per Video bei. Die aktuelle Lage bezeichnete der GdW-Präsident als den perfekten Sturm für das bezahlbare Bauen und Wohnen in Deutschland. Derzeit braue sich eine toxische Mischung für das Schaffen und den Erhalt von bezahlbarem Wohnraum zusammen. Als maßgebliche Faktoren nannte er den Materialmangel, die Inflation, einen dramatischen Handwerkermangel und die immens gestiegenen Baukosten, die das Bauen erschweren – betroffen sei besonders auch das klimaschonende Bauen. In Summe würden diese Faktoren die ambitionierten Pläne der Bundespolitik für den Klimaschutz im Gebäudesektor bedrohen und dazu führen, dass rund ein Drittel der deutschen Wohnungsunternehmen geplante Bauprojekte vorerst auf Eis legen. Die politischen Ziele bezeichnete Gedaschko deshalb als Makulatur und forderte von Seiten der Politik einen Schuss mehr Realitätssinn. Die nationale Politik habe die Situation derzeit offensichtlich nicht im Griff, was sich beispielsweise beim KfW-Förderchaos zeige. Speziell der Stopp des Programms Effizienzhaus 55 bedeute, dass qualitativ hochwertiger Wohnraum für den Otto-Normal-Mieter unerschwinglich wird. Dasselbe gelte für die Novelle des Gebäudeenergie Gesetzes (GEG). Hier sei das Hauptproblem nicht die geplante Verschärfung des Gesetzes, sondern dass es keine Förderung gibt. „Die Wohnungswirtschaft hält einen neuen strategischen Ansatz beim Klimaschutz für überfällig und hat dazu bereits mehrfach Vorschläge gemacht“, sagte Gedaschko. Als zentrale Themen bezeichnete er die Vermeidung von Treibhausgasen als Steuerungsindikator für die Förderung sowie Aktivierungsstrategien für sektorenübergreifende Quartierslösungen und die Beseitigung von Hemmnissen für die lokale Nutzung erneuerbarer Energien. Diese Punkte sollten sich im neuen GEG wiederfinden. Dazu würden derzeit intensive Gespräche mit der Ampelkoalition und der Bundesbauministerin geführt.

„Auch wenn die Situation sehr komplex ist, hilft es nicht die Hände in den Schoß zu legen. Ich bin der festen Überzeugung, dass die Erreichung der Klimaschutzziele in der Wohnungswirtschaft eine Chance hat, wenn unsere Vorschläge von der Politik angenommen und umgesetzt werden“, sagte der GdW-Präsident abschließend.

Wie gestalten wir gemeinsam Wohnen in Bayern klimasensibel und bezahlbar? Bayerns Bauminister Christian Bernreiter sprach über die gemeinsame Herausforderung von Politik und Wohnungswirtschaft.

Bild unten: Bauminister Christian Bernreiter mit den Verbandsdirektoren Andreas Pritschet (links) und Hans Maier.

Klimasensibles Planen und Bauen als gesamtgesellschaftliche Generationenaufgabe

Bayerns Bauminister Christian Bernreiter erklärte: „Ich freue mich, dass ich am heutigen Verbandstag mit dabei sein darf. Mein Dank gilt vor allem allen Beteiligten für das großartige Engagement im Bereich der Wohnungswirtschaft. Denn bezahlbares und klimaschonendes Wohnen ist die soziale Frage unserer Zeit. Deshalb lautet unser Motto auch: bauen, bauen, bauen.“ 2021 wurden für über 80.000 Wohnungen Baugenehmigungen erteilt oder das Verfahren zur Genehmigungsfreistellung abgeschlossen – eine Zunahme um 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr 2020. Seit 1995 gab es nicht mehr so viele Baufreigaben. Die Mietwohnraumförderung hat sich ebenfalls mit einem Plus von 3 Prozent auf über 4.800 Wohnungen sehr stark entwickelt. Bernreiter weiter: „Das sind wirklich tolle Ergebnisse! Natürlich sind die Rahmenbedingungen derzeit herausfordernd und die Themen Klima und Umwelt werden immer zentraler. Umso wichtiger ist es, dass wir klimasensibles Planen und Bauen als gesamtgesellschaftliche Generationenaufgabe verstehen und sie kooperativ anpacken. Lassen Sie uns weiter gemeinsam zukunftsfähige Lösungen für die Menschen in Bayern finden!“

Bezahlbares Wohnen und Klimaschutz – das war die zentrale Botschaft von Verbandsdirektor Hans Maier

Sozial gerechter Klimaschutz – geht das überhaupt ?

2045, 2040, 2035 – so lauten die Ziele für das Erreichen der Klimaneutralität von Bund, Bayern und einigen ambitionierten Kommunen. Der Weg zur Umsetzung im Gebäudebereich bereite viele Wohnungsunternehmen Sorgen. „Da kommen Milliardeninvestitionen in den Gebäudebestand auf uns zu.“ Diese Kosten würden letztlich von den Mietern getragen. Deshalb sei es entscheidend, nicht ständig die Anforderungen an die Gebäudehülle zu erhöhen und die Baukosten mit immer strengeren Effizienzstandards in die Höhe zu treiben. „Die Lösungen für das beste Vorgehen beim Klimaschutz müssen wir in der sozial orientierten Wohnungswirtschaft von unseren Mietern her denken und nicht von den Standards. Bei uns wohnen nämlich ganz viele Menschen mit kleinen und mittleren Einkommen“, sagte der Verbandschef.

Die Wohnungswirtschaft Bayern empfiehlt stattdessen Investitionen in den weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien. „Wir brauchen ein gut gedämmtes Gebäude, eine robuste Anlagentechnik, mit der Mieter noch gut umgehen können, und den Zugang zu erneuerbaren Energien“, sagt Maier. Von den Kommunen wünscht er sich kommunale Wärmeplanungen, damit die Wohnungswirtschaft weiß, wo man auf eine kommunale Versorgung bauen kann. Besonders für Quartiere, die nicht über Fern- oder Nahwärmenetze versorgt werden können, seien Lösungen gefragt.

Entschließung der Delegierten

Die Verbandsmitglieder suchen beim Klimaschutz nach bezahlbaren Lösungen für ihre Mieter, so steht es in der Entschließung, die von der Mitgliederversammlung beim Tag der Wohnungswirtschaft Bayern verabschiedet wurde. Aus Sicht der Wohnungswirtschaft sind massentaugliche Konzepte nötig und keine Leuchtturmprojekte. Als zentrale Themen nennt das Dokument die Dekarbonisierung der Energieversorgung, den Ausbau von Wärmenetzen, wirtschaftliche Bedingungen für Mieterstrommodelle, eine bezahlbare erneuerbare Energieversorgung im ländlichen Raum und Lösungen für Denkmalschutzgebäude. „All das dient dem sozialen Klimaschutz und für dieses Ziel brauchen wir Mitstreiter auf allen Ebenen“, erklärt der Verbandsdirektor.

Podiumsdiskussion: Perspektiven für den Wohngebäudebestand klimaneutral – generationsgerecht – (noch) bezahlbar?

Verabschiedung und Auszeichnung des Verbandsvorsitzenden Jörg Kosziol durch den Vorstand des VdW Bayern.

Brauchen wir wieder eine Wohnungsgemeinnützigkeit?

Das Thema Wohnen war im Wahlkampf zur Bundestagswahl präsent wie lange nicht. Kein Wunder, bezahlbares Wohnen ist für viele Menschen in Deutschland ein zentrales Thema. Der Koalitionsvertrag der neuen Bundesregierung hat sich für den Wohnungsbau entsprechend ehrgeizige Ziele gesetzt. 400.00 Wohnungen, davon 100.000 öffentlich gefördert, sollen jährlich entstehen. Eine „neue Dynamik“ versprechen sich die Koalitionspartner durch die Einführung einer neuen Wohngemeinnützigkeit mit steuerlicher Förderung und Investitions-
zulagen. 32 Jahre nach der Abschaffung der Gemeinnützigkeit steht nun also ein neues Wohnungsgemeinnützigkeitgesetz auf der politischen Agenda.

Die Mehrheit der Verbandsmitglieder hat ihre Wurzeln in der Gemeinnützigkeit. Die zentrale Frage lautet aus ihrer Perspektive: Brauchen wir wieder eine Gemeinnützigkeit?

Zu einem besseren Verständnis des komplexen Themas kommt man um einen Blick in die Vergangenheit nicht herum.

Wohnungsgemeinnützigkeit – Eine Zeitreise

Die Wohnungsgemeinnützigkeit hat ihren Ursprung im späten 19. Jahrhundert. Die verschiedenen Landes- und Reichsgesetze legten damals unterschiedliche Kriterien für die Gemeinnützigkeit fest. Auch die staatlichen Förderinstrumente waren nicht einheitlich organisiert. Erst 1930 wurde eine einheitliche Regelung gefunden. Das dritte Kapitel des siebten Teils der Notverordnung vom 1. Dezember 1930 behandelte die „Gemein-
nützigkeit von Wohnungsunternehmen“. Wichtig war hier, dass die Genossenschaften den anderen Rechtsformen wie AGs und GmbHs gleichgestellt wurden. Die Renditeobergrenze wurde auf fünf Prozent festgelegt. Im Juli 1933 veränderte das „Gesetz zur Sicherung der Gemeinnützigkeit im Wohnungswesen“ die Gemeinnützigkeitsverordnung von 1930 in einem wichtigen Punkt. Nun wurde die Baupflicht als Grundlage der Gemeinnützigkeit eingeführt. Am 29. Februar 1940 wurde das Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz (WGG) erlassen. Die Baupflicht wurde bekräftigt, allerdings um die Möglichkeit erweitert, dass Unternehmen die Bautätigkeit aussetzen konnten, wenn ihnen keine finanziellen Mittel für weitere Bauten zur Verfügung standen.

In der Nachkriegszeit spielten die gemeinnützigen Wohnungsunternehmen eine wichtige Rolle für den Wiederaufbau. Die Mehrheit der deutschen Sozialwohnungen (ca. 60 Prozent) wurde von den gemeinnützigen Wohnungsunternehmen gebaut. Dadurch hatten diese Wohnungsunternehmen mit insgesamt 3,3 Mio. Wohnungen eine große Bedeutung für die Wohnungsmärkte.

Die Grundidee des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes bestand darin, diejenigen Wohnungsunternehmen, die in sozialer Verantwortung auf einen Teil ihrer Rendite verzichteten, staatlicherseits besonders zu fördern. Eines der wichtigsten Förderinstrumente des Staates für die gemeinnützige Wohnungswirtschaft war die Steuerbefreiung. Damit war es den Unternehmen möglich, kostengünstigere Wohnungen zu bauen. Die Steuerbefreiung hatte allerdings eine Kehrseite. So waren gemeinnützige Wohnungsunternehmen von vielen staatlichen Förderaktivitäten ausgeschlossen. Ein weiterer Nachteil des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes war, dass der Geschäftskreis der gemeinnützigen Wohnungsunternehmen auf den Wohnungsbau eingeengt wurde.

Gründerzentrum der Sozialbau Kempten im Allgäu. Ohne die unternehmerische Freiheit nach der Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit wären solche Projekte nicht möglich.

Merkmale der Wohnungsgemeinnützigkeit

Die gemeinnützige Wohnungswirtschaft ist ein besonderer Unternehmenstypus, der seit mehr als 100 Jahren existiert. Wohnungsunternehmen haben sich bis weit in die erste Hälfte des letzten Jahrhunderts hinein wirtschaftliche und soziale Bindungen und Beschränkungen auferlegt mit dem Ziel, die Wohnversorgung breiter Schichten der Bevölkerung zu verbessern. Diese wurden später im Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz festgeschrieben.

  • Orientierung nicht am Gewinn, sondern am Kostendeckungsprinzip (Kostenmiete)
  • Begrenzung der Ausschüttungen an die Gesellschafter
  • Bauen für breite Schichten, insbesondere für Haushalte, die sich nicht aus eigener Kraft am Markt versorgen können
  • Baupflicht: Re-Investition von Gewinnen in den Wohnungsbau
  • begrenztes Geschäftsfeld, sowohl räumlich als auch vom Aufgabenprofil
  • Prüfungspflicht auch für Kapitalgesellschaften

Im Februar 1982 veröffentlichte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel als Titelthema einen Beitrag, der die Geschäfte des Vorsitzenden der Neuen Heimat, Albert Vietor, offenlegte. Kritisiert wurden unter anderem Grundstücksspekulationen, teure Wohnungsbauprojekte im Ausland und fragwürdige Geschäftsmodelle beim Verkauf von Fernwärme an die Mieter über Drittfirmen. Die Neue Heimat, das Wohnungsunternehmen des Deutschen Gewerkschaftsbundes DGB, war mit einem Bestand von 400.000 Wohnungen das größte gemeinnützige Wohnungsunternehmen Deutschlands. Die Skandale um die Neue Heimat hatten wesentlichen Einfluss auf den Bestand des Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetzes. In der Öffentlichkeit und in der Politik wurde argumentiert, dass ein Gesetz, das solche Fehlentwicklungen zulässt, abgeschafft werden müsse. Der Wohnungsbau stand ohnehin nicht mehr im Zentrum des öffentlichen Interesses. Zudem nahm die Bundesregierung an, dass sie durch die Abschaffung des WGG im Rahmen einer geplanten Steuerreform deutliche Steuermehreinnahmen erzielen könne. Am 3. August 1988 trat das Steuerreformgesetz 1990 in Kraft. Mit Wirkung zum 1. Januar 1990 wurde die Wohnungsgemeinnützigkeit ersatzlos gestrichen.

Der VdW Bayern und seine Mitgliedsunternehmen hatten sich stark für die Beibehaltung der Wohnungsgemeinnützigkeit eingesetzt. Ihnen ging es vor allem um die Fortsetzung der Wohnraumversorgung für sozial schwächere Mitbürger. Doch unabhängig von den gesetzlichen Änderungen war klar, dass die sozialen Aufgaben der vormals gemeinnützigen Wohnungsunternehmen auch über den 1. Januar 1990 hinaus bestehen bleiben würden. Die Unternehmen mussten sich den neuen Rahmenbedingungen stellen. Zudem unterlag eine Vielzahl ihrer Wohnungen weiter der Sozialbindung. Das wichtigste Ziel, guten und bezahlbaren Wohnraum zu sichern, hatte nach wie vor Bestand. Und langsam konnten die ehemals entschiedenen Befürworter der Gemeinnützigkeit deren Abschaffung schließlich auch eine positive Seite abgewinnen. Die neuen gesetzlichen Regelungen brachten den Wohnungsunternehmen Freiräume.

32 Jahre nach dem Ende der Gemeinnützigkeit – Was wurde aus den gemeinnützigen Wohnungsunternehmen?

Die „gemeinnützigen Wohnungsunternehmen“ gibt es auch 32 Jahre nach der Abschaffung der Wohnungsgemeinnützigkeit noch. Von den 490 Mitgliedern des VdW Bayern tragen 47 Wohnungsunternehmen die „Gemeinnützigkeit“ nach wie vor in ihrer Firmierung. Aber Spaß beiseite. Das Ziel des Gesetzgebers war stets, die Versorgung breiter Bevölkerungsschichten mit angemessenem Wohnraum sicherzustellen. Dieser Aufgabe haben sich die Mitgliedsunternehmen des VdW Bayern nach wie vor verschrieben. Bei den Wohnungsgenossenschaften ist die Aufgabe klar in der Satzung geregelt. Hier heißt es meist: Zweck der Genossenschaft ist die Förderung ihrer Mitglieder vorrangig durch eine gute, sichere und sozial verantwortbare Wohnungsversorgung. Bei den kommunalen Wohnungsunternehmen ist das wichtigste Ziel eine sozial stabile Wohnungsversorgung der Bevölkerung.

Der VdW Bayern überstand die Jahre des Umbruchs ohne dass sich seine Mitgliederstruktur geändert hätte. In den Jahren vor 1990 hatte der Verband etwa 460 Mitglieder, davon waren rund 350 Genossenschaften. Nach 1990 änderte sich die Struktur nur insofern, als in den folgenden Jahren mit Genehmigung des zuständigen Ministeriums neue Kapitalgesellschaften aufgenommen wurden.

Das Kerngeschäft der Verbandsmitglieder ist unverändert. Sie sind Garanten für das bezahlbare Wohnen in Bayern. Im Jahr 2020 wurden von den Unternehmen 2,2 Mrd. Euro investiert, davon 1,35 Mrd. Euro in den Neubau. Heute bewirtschaften die sozial orientierten Wohnungsunternehmen rund 540.000 Wohnungen, der Bestand der geförderten Wohnungen liegt bei 107.000. Die Durchschnittsmiete beträgt 6,40 Euro. Auch in Deutschlands teuerstem Wohnungsmarkt, der Landeshauptstadt München, sorgen die Verbandsmitglieder mit ihren 142.000 Wohnungen und einer Durchschnittsmiete von 7,69 Euro für eine deutliche Preisdämpfung.

Von der Gemeinnützigkeit zur sozial orientierten Wohnungswirtschaft – Starke Partner der Kommunen

Die Handlungsfelder der sozial orientierten Wohnungsunternehmen haben sich in den vergangenen drei Jahrzehnten sukzessive erweitert. Ihr Leistungsangebot wäre zu Zeiten der Wohnungsgemeinnützigkeit undenkbar gewesen. Neben dem Mietwohnungsbau tragen die Wohnungsunternehmen heute mit einer ganzen Palette weiterer Leistungen wie Stadtentwicklungsmaßnahmen, aktivem Sozialmanagement, der Übernahme von sozialen Infrastrukturprojekten, Mieterstromprojekten und Mobilitätsbausteinen zu einer positiven Stadtrendite bei.

So gehören beispielsweise beim kommunalen Wohnungsunternehmen wbg Nürnberg Leistungen wie der Bau von Eigentumswohnungen im Geschäftsbereich Bauträger, der Bau von Schulen, Turnhallen und Kindertagesstätten durch das Tochterunternehmen WBG Kommunal oder die Projektentwicklung für Wohnbaugrundstücke neben dem Bau von preisgünstigen Mietwohnungen zum Portfolio.

In neuen Stadtquartieren wie dem Münchner Prinz Eugen Park sind es gerade auch Wohnungsgenossenschaften, die neue Maßstäbe setzen und die Quartiersentwicklung aktiv vorantreiben. Hier gibt es mit der GeQo eG – Genossenschaft für Quartiersorganisation eine eigene Genossenschaft, die sich um die Vernetzungsarbeit und die Beteiligung der Bewohner am Quartiersleben kümmert, Dienstleistungen wie beispielsweise die Verwaltung der Gemeinschaftsräume und den Betrieb der Quartierszentrale mit Nachbarschaftscafé, Mobilitätsstation und Concierge-Desk übernimmt. Die Bewohner profitieren vom Mobilitätskonzept, den Gemeinschaftsräumen und Kursangeboten und einer vernetzten Nachbarschaft.

Was verspricht sich die Politik von einer neuen Gemeinnützigkeit?

Die Frage, die sich aus Sicht der Wohnungswirtschaft angesichts der Pläne der Bundesregierung stellt, lautet: Was verspricht sich die Politik von einer Neuen Wohnungsgemeinnützigkeit? Erst am 2. März schrieb Bundesbauministerin Klara Geywitz auf Twitter: „Ich will ausreichend guten, bezahlbaren und lebenswerten Wohnraum in Deutschland. Dafür braucht es unter anderem mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau, die Einführung einer neuen Wohnungsgemeinnützigkeit und mehr Bauland und kommunales Vorkaufsrecht.“

Die Punkte mehr Wohnraumfördermittel, Bauland und kommunales Vorkaufsrecht werden von der Wohnungswirtschaft unterstützt. Der VdW Bayern und der Bundesverband GdW fordern schon lange eine deutliche Erhöhung der Fördermittel und neue Wege bei der Grundstücksvergabe. Eine längere Sozialbindung wäre auch ohne Gemeinnützigkeit machbar und würde auch von der Wohnungswirtschaft unterstützt. Gerade auch vor dem Hintergrund der Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und dem ohnehin schon angespannten Wohnungsmarkt wäre es jetzt wichtig, schnell zu handeln und auf weitere bürokratische Hürden für den Wohnungsbau zu verzichten. Planungssicherheit und Stabilität sind oberstes Gebot für den Neubaumotor.

Baukostenanstieg trifft Wohnungswirtschaft

Neubau- und Modernisierungsprojekte auf dem Prüfstand

München (04.05.2022) – Die aktuelle Preisdynamik bei Baustoffen und Materialengpässe wirkt sich zunehmend auf den Wohnungsbau in Bayern aus. Der immense Kostenanstieg stellt die Kalkulation von 6.600 Neubauwohnungen und die Modernisierung von 5.200 Wohnungen in Frage. Falls der Preisanstieg nicht gestoppt wird, werden 60 Prozent der Mitglieder des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen ihre Neubau- und Modernisierungsprojekte zurückstellen. Betroffen wären rund 3.500 Wohnungen ab 2023. Das ergab eine Mitgliederbefragung des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen.

„Die Wohnungswirtschaft kämpft schon lange mit den steigenden Baukosten. Doch die jüngsten Kostensteigerungen sind für unsere Mitgliedsunternehmen kaum noch zu tragen“, berichtet Verbandsdirektor Hans Maier. Am stärksten betroffen ist der Wohnungsneubau. Hier melden die Bauherren für aktuelle Projekte einen Anstieg von über 20 Prozent gegenüber der ursprünglichen Kalkulation.

Eine weitere Auswirkung ist die Vereinbarung von Preisgleitklauseln durch Dienstleister und Handwerker. Bei 44 Prozent aller anstehenden Neubauprojekte konnten Aufträge nur unter Vereinbarung von Preisgleitklauseln vergeben werden. „Das macht die Kalkulation für Wohnungsunternehmen zum Roulette-Spiel“, erläutert Maier. Eine seriöse Planung sei so nicht mehr möglich. „Die Leidtragenden sind letztlich die Mieter und die Wohnungssuchenden“, bedauert der Verbandsdirektor.

Bauvorhaben werden auf Eis gelegt

Bei einem fortgesetzten Anstieg der Baukosten werden über 60 Prozent der befragten Wohnungsunternehmen ihre geplanten Neubau- und Modernisierungsvorhaben bis auf Weiteres zurückzustellen. 18 Prozent würden ihre Projekte ganz aufgeben. „Leider ist derzeit keine Entspannung in Sicht“, kommentiert Maier. Diese Entwicklung kommt für die Wohnungswirtschaft zur Unzeit. Die Nachfrage auf den Wohnungsmärkten ist unverändert groß und mit den dringend notwendigen Investitionen für den Klimaschutz im Wohnungsbestand steht die Branche vor einer großen Herausforderung.

Materialengpässe verzögern Bauvorhaben

Auf den Baustellen spüren die Wohnungsunternehmen die durch die Corona-Pandemie und den Ukrainekrieg ausgelösten Materialengpässe bereits deutlich. Bei laufenden Neubau- und Modernisierungsprojekten rechnen die Bauherren aktuell mit einer Verzögerung von drei Monaten.

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