Premiere: GEWOFAG und Lidl bauen gemeinsam

Startschuss für eine mit Spannung erwartete Kooperation im Wohnungsbau

Der Lebensmitteleinzelhändler Lidl und die städtische Wohnungsbaugesellschaft GEWOFAG werden gemeinsam ein Lidl-Grundstück an der Tübinger Straße in München entwickeln. Das bisher mit einer Lidl-Filiale bebaute Grundstück soll durch ein Gebäude ersetzt werden, das zusätzlich Platz für gut 100 bezahlbare Wohnungen bieten kann.

Die Zusammenarbeit ist gerade für innerstädtische hochverdichtete Standorte interessant. GEWOFAG-Geschäftsführer Klaus-Michael Dengler nennt die Gründe: „Die doppelte Nutzung bereits versiegelter Flächen ist effizient und ökologisch ein echter Gewinn. Mit unseren beiden Wohngebäuden über öffentlichen Parkplätzen rechts und links vom Dantebad konnten wir richtungsweisende Pilotprojekte umsetzen. Seitdem suchen wir das Gespräch mit geeigneten Partnern, um den Flächenverbrauch in der Stadt weiter zu reduzieren. Neben reinen Parkplatzflächen bieten insbesondere Einzelhandelsstandorte Potenzial für eine doppelte Nutzung. Durch das gemeinsame Projekt mit Lidl baut erstmalig eine städtische Wohnungsbaugesellschaft in München auf dem Grund-
stück eines Lebensmitteleinzelhändlers Wohnungen im Rahmen eines Kooperationsprojekts. Das freut uns sehr.“

Der geplante Neubau sieht die Einzelhandelsflächen im ersten Obergeschoss vor. Ab dem zweiten Obergeschoss schließen sich auf vier Etagen die Wohnflächen an, die Raum für über 100 Wohnungen bieten werden. Die insgesamt rund 160 Stellplätze für Einzelhandel und Wohnen werden in einer Tiefgarage und im Erdgeschoss geschaffen. Der Planungsbeginn ist für Mitte 2022, die Fertigstellung für Ende 2026 vorgesehen.

Mit der Zusammenarbeit baut die GEWOFAG erneut ihre Kooperationen für den Wohnungsbau aus. „Das ist in kurzer Zeit bereits unser viertes Gemeinschaftsprojekt,“ so Klaus-Michael Dengler. „Damit haben wir insgesamt rund 400 Wohnungen zusätzlich in Planung oder schon im Bau. Diese Partnerschaften sind ein zunehmend wichtiger Weg, um unseren Bestand an gefördertem und preisgedämpftem Wohnraum zu erweitern. Wir werden ihn konsequent beschreiten.“

Visualisierung: Rakete GmbH / Entwurf: ***+ Architekten

Joseph-Stiftung: Richtfest für nachhaltiges und ökologisches Wohnquartier mit bezahlbarem Wohnraum

Bezahlbarer Wohnraum mit hohen ökologischen Standards

Das kirchliche Wohnungsunternehmen aus Bamberg errichtet vor den Toren Erlangens 44 barrierefreie Mietwohnungen, von denen 30 vom Freistaat Bayern gefördert und auf der Grundlage der einkommensorientierten Förderung (EOF) vermietet werden sollen. Des Weiteren befindet sich eine ambulant betreute Wohngemeinschaft mit zwölf barrierefreien Wohneinheiten und ein Quartiertreff mit öffentlichem Platz in Bau. Die Fertigstellung der fünf Gebäudekörper ist für den Herbst 2022 geplant. Die Gesamtinvestitionssumme für das Projekt beläuft sich auf rund 15 Mio. Euro.

Hohe ökologische Standards
„Die Besonderheit bei der Bebauung der Oberen Büch liegt in der Kombination aus bezahlbarem Wohnraum und hohen ökologischen Ansprüchen in Bau und Gebäudebetrieb. In den Bereichen Energie, Naturschutz, Verkehr und soziale Fairness wurde das Projekt ganzheitlich und nachhaltig geplant. Dies so umzusetzen zu können, ist auch für uns alles andere als alltäglich und eine spannende Angelegenheit“, erklärt Andreas F. Heipp, Vorstand der Joseph-Stiftung. Eine Wärmeversorgung wird durch Geothermie (Erdwärme) in Kombination mit energieeffizienten Gebäudestandards ermöglicht. Eine regenerative Stromerzeugung mit Photovoltaikanlage und eine Ladeinfrastruktur für E-Fahrzeuge sind ebenfalls Teil des Konzeptes.

Bürgermeisterin und Gemeinderat stehen hinter dem Vorhaben
Über den Fortgang der Arbeiten freut sich neben Bürgermeisterin Astrid Kaiser auch der gesamte Gemeinderat. Dieser hatte in der Vergangenheit einstimmig beschlossen, das Quartier mit ambitionierten ökologischen und sozialen Standards umzusetzen. „Ich freue mich den Bürgerinnen und Bürgern im Jahr 2022 gemeinsam mit der Joseph-Stiftung Wohnraum mit sozialer Förderbindung anbieten zu können. Das Projekt hält 30 solcher Wohnungen bereit, für die es bereits einige Interessenten gibt.

Ich bin mir sicher, dass dieses Projekt ein großer Gewinn für Buckenhof sein wird“, sagt Astrid Kaiser.

Foto: Joseph-Stiftung

Exkursion mit Studierenden der International Real Estate Business School Regensburg nach Bad Aibling und München

Einfaches Bauen und bezahlbares Wohnen im Fokus

Einfaches Bauen, ökologisch nachhaltiges Bauen, bezahlbares Bauen – wie das umgesetzt werden kann, haben Studierende der International Real Estate Business School IRE|BS Regensburg auf der Exkursion zu Vorzeigeprojekten der bayerischen Wohnungswirtschaft nach Bad Aibling und München vor Ort erfahren.

Der Tag startete in Bad Aibling mit einer Begehung des Geländes der B&O-Gruppe. Leiter für Forschung und Entwicklung und Geschäftsführer Fertigbau, Achim Mantel, führte die interessierten Studierenden zunächst durch die monomateriellen Forschungshäuser im südlichen Teil des B&O Parkgeländes. Die sogenannten Drillingshäuser des Architekturprofessors der TU München und Architekten Florian Nagler ähneln sich auf den ersten Blick, unterscheiden sich jedoch in ihrer Materialität und dem Fassadenbild. Die einzelnen Häuser aus Beton, Holz und Ziegelwerk sind das Ergebnis des Forschungsvorhabens „Einfach bauen“ einem Forschungsprojekt der TU München. Das Projekt hat das Ziel, die Komplexität im Bauwesen stark zu reduzieren.

Modellprojekt “Einfach Bauen” der TU München auf dem B&O-Parkgelände in Bad Aibling

Ökologische Mustersiedlung in Holz-Hybridbauweise der GEWOAG im Münchner Prinz Eugen Park

„Für den VdW Bayern als Veranstalter hat die Exkursion vor allem das Ziel, ein Netzwerk mit der IRE|BS aufzubauen“ sagt Verbandsdirektor Andreas Pritschet. Gemeinsam mit Dipl.-Ing. Robert Zengler von der GEWOFAG Holding GmbH begrüßte er die Studierenden am zweiten Exkursionsort, dem Prinz Eugen Park in München. Unter dem Leitthema „Nachhaltigkeit und Klimaschutz im Wohnungsbau“ stellte Zengler ein GEWOFAG-Projekt, die ökologische Mustersiedlung in Holz-Hybridweise, vor. Die zwei gegenüberstehenden L-Winkel-Gebäude in Stahlbeton-Skelettbauweise und breiten Holztafelelementen aus Lärchenholz umfassen 181 Wohnen. Auch eine Kindertagesstätte ist im östlichen Gebäudeteil integriert.

Mit den Projekten der B&O Gruppe und der GEWOFAG Holding GmbH haben die Studierenden der IRE|BS einen umfassenden Einblick in das einfache, nachhaltige, bezahlbare aber auch soziale Wohnen erhalten. Ein kleiner, aber für die Menschen sehr wichtiger Baustein der Immobilienwirtschaft. Der VdW Bayern möchte den Austausch mit der RE|BS Regensburg weiter pflegen: „Natürlich wäre es für uns auch interessant, wenn diese engagierten, qualifizierten, jungen Leute auch in der Wohnungswirtschaft Fuß fassen“, so die Hoffnung von Andreas Pritschet.

IREBS-Exkursion: Verbandsdirektor Andreas Pritschet im Interview

Über die IREBS

VdW Bayern Treuhand setzt auf Klimaschutz und Nachhaltigkeit

Energieausweise, CO2-Bilanzierung, Konzepte für E-Mobilität – all diese Leistungen bietet die VdW Bayern Treuhand ihren Kunden an. Da liegt es nahe, auch selbst mit gutem Vorbild voranzugehen. Deshalb bietet die Treuhand ihren Mitarbeitern und Kunden zwei Ladepunkte für Elektrofahrzeuge.

Die beiden Wallboxen wurden unter Federführung der hauseigenen bautechnischen Berater installiert. Sie haben ein volldynamisches Lade- und Lastenmanagement mit einer maximalen Ladeleistung von 22 kW je Wallbox. Die Anlage lässt sich auf bis zu sechs Ladepunkte erweitern. Für Schulungszwecke wurden die Komponenten im Hausanschluss- und Zählerraum mit durchsichtigen Abdeckungen installiert. Die Stromversorgung erfolgt mit Ökostrom aus 100 Prozent erneuerbaren Energien.

„So ein Ladepunkt in der eigenen Tiefgarage ist für uns sehr praktisch“, sagt Geschäftsführer Dr. Fedor Zeyer. „Das ist ein toller Service für unsere Kunden und wir können den Geschäftsführern und Vorständen der Wohnungswirtschaft Bayern die Anlage gleich in der Praxis vorführen.“

Fotos: VdW Bayern Treuhand

CO2-Footprint: Neubauquartiere München

CO2-Footprint I: Neubauquartiere München

Die Münchner Genossenschaft Wogeno hat schon sehr früh damit begonnen, ihre Gebäude energetisch zu planen und auch Bestandsobjekte zu sanieren. In diesem Beitrag sollen vor allem Erfahrungen aus dem Quartierszusammenhang einfließen – konkret aus den Neubauquartieren Domagkpark und Prinz Eugen Park sowie dem Modellquartier Eggarten. In diesen Quartieren wurden und werden Neubauprojekte unter dem Gesichtspunkt des CO2-Footprints für das gesamte Quartier realisiert. Die unterschiedlichsten Stellschrauben werden im Folgenden vorgestellt.

Das Thema fügt sich auch gut in das Fachgutachten Klimaneutralität 2035 für die Landeshauptstadt München ein. Denn dort wird ausdrücklich auf die Gebäudestandards aber auch auf den Quartiersbezug und das Nutzerverhalten Bezug genommen. All das haben wir bei den Quartieren im Blick.

Dabei werden zunächst immer die Stellschrauben, die es bei der Quartiersentwicklung gibt, betrachtet:
– Bauen und Wohnen
– Energie
– Mobilität
– Freiflächen / Begrünung
– Infrastruktur Quartier
– Quartiersmanagement

Im konkreten Beispiel wird ein Zwei-Personen-Haushalt durch das Quartier begleitet. Dieser Musterhaushalt erzeugt im Jahr 2019 bundesweit im Schnitt 20 Tonnen CO2. Bei einer Betrachtung nach Sektoren teilt sich das ungefähr so auf: Mobilität 20%, Wärmeversorgung und Strom 22%, Ernährung 16% und der Komplex Bau, Industrie und Kleidung mit 42%.

Mobilität

Jetzt kommen die Stellschrauben bei der Quartiersentwicklung ins Spiel. Bei einer geplanten Reduzierung des Anteils der PKW-Fahrten von 40 auf 20 Prozent durch Maßnahmen wie eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und das Radwegenetz, Sharing-Angebote und Anreizsysteme zur Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs. Wenn dieser Modal-Split geschafft wird, wird der CO2-Ausstoß des Musterhaushalts um fast eine Tonne reduziert.

Quartier der kurzen Wege

An zweiter Stelle steht die Änderung der funktionsräumlichen Trennung – also die Aufteilung von Wohnquartier und Arbeitsort, Nahversorgung, Konsum, Kultur etc. auf verschiedene Orte. Durch Maßnahmen wie Nahversorgung für den täglichen Bedarf im Quartier, wohnungsnahe Arbeitsmöglichkeiten wie Co-Working-Spaces oder kulturelle, gastronomische und Freizeitangebote im Quartier kann das Mobilitätsaufkommen deutlich reduziert werden. In der CO2-Bilanz des Musterhaushalts schlägt sich das Quartier der kurzen Wege mit 0,5 Tonnen CO2 nieder.

Reduzierung des Stellplatzschlüssels

Bei einer Reduzierung des Stellplatzschlüssels von 1,0 auf 0,5 pro Wohneinheit, kann die Tiefgarage verkleinert werden, sie muss nicht mehr in die Freifläche rausgeschoben werden. Diese Verkleinerung erspart pro Stellplatz Stahl und Zement mit einem Volumen von 6 Tonnen CO2 oder auf 15 Jahre gerechnet jährlich 0,4 Tonnen. Wenn der Haushalt darüber hinaus noch auf den privaten PKW verzichtet – bereits die Produktion eines Autos verursacht 7 Tonnen CO2 – sind das nochmals rund 0,4 Tonnen CO2-Ersparnis jährlich auf 15 Jahre.

Wohnflächenverbrauch

Ein ganz wichtiger Punkt, der oft außer Acht gelassen wird, ist der Wohnflächenverbrauch. Dieses Thema wurde bei der Wogeno von Anfang an diskutiert. Es gab Begehrlichkeiten nach großen Wohnflächen, aber die Wogeno hat als ökologische Wohnungsgenossenschaft beschlossen, auf weniger individuelle Wohnfläche zu setzen. Denn grundsätzlich muss man für Deutschland leider feststellen, dass die Fortschritte bei der Reduktion von Primärenergie für die Wärme fast vollständig durch den steigenden Wohnflächenbedarf konterkariert wurden. Die städtischen Wohnungsbaugesellschaften und die Genossenschaften liegen beim Wohnflächenverbrauch mit 30 Quadratmeter pro Kopf weit unter dem Durchschnitt der Landeshauptstadt München (40 Quadratmeter pro Kopf), Bayern gesamt 49 Quadratmeter. Das wird durch optimierte Grundrisse, einer Steuerung der Erst- und Folgebelegung und durch Anreize zum Wohnungstausch erreicht. Diese Maßnahme spart ca. 1 Tonne CO2 bei den Baumaterialien ein, da pro Kopf weniger Wohnfläche hergestellt wird.

Foto: OH

Nachwachsende Rohstoffe

Durch Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen wie Holz an Stelle anderer Baumaterialien und Einhaltung der Vorgaben von 150 kg pro Quadratmeter Wohnfläche können rund 9 Tonnen CO2 pro Wohneinheit eingespart werden. Für unseren mit 60 Quadratmeter Wohnfläche angesetzten Musterhaushalt beträgt die Einsparung auf 15 Jahre gerechnet deutlich über 1 Tonne CO2 jährlich.

Reduzierter Heizungsbedarf und PV-Strom

Ausgehend von der reduzierten Wohnfläche (30 Quadratmeter pro Person) gegenüber dem bundesweiten Durchschnitt von 47 Quadratmetern wird die beheizte Fläche um ca. 36% reduziert. Die CO2-Einsparung des Musterhaushalts beträgt 0,8 Tonnen.

Hier kann man dann noch nach der Art der Wärmeversorgung weiter differenzieren. Bei der Wärmeversorgung über Grundwasser entsteht keine fossile Primärenergie. Die CO2-Einsparung liegt bei ca. 1,5 Tonnen.

Wärmeversorgung aus Fernwärme in München mit einem hohen Geothermieanteil führt zu einer Ersparnis von 1,2 Tonnen pro Haushalt.

Über die Nutzung von Photovoltaikanlagen auf 70% der Dachflächen und Teilen der Fassaden verbunden mit Mieterstrommodellen lässt sich fast der ganze Bedarf decken. Einsparung: 1,1 Tonnen CO2 für den Musterhaushalt.

Jetzt kommen wir zu den Softskills, also dem Bewohnerverhalten und den Wirkungsmöglichkeiten des Quartiersmanagements.

Quartiersmanagement: Energieberatung

Mit der Energieberatung hat die Wogeno gute Erfahrungen gemacht. Dazu zählen Punkte wie z.B. Stromersparnis bei der Anschaffung von Haushaltsgeräten, allgemeine Stromspartipps, kostengünstiges Heizen, Warmwasserverbrauch etc. Durch das geänderte Nutzerverhalten können rund 15% Wärme- und Stromverbrauch eingespart werden.

Quartiersmanagement: Bürgerfonds Energiewende

In Neubauquartieren können sog. Bürgerfonds Energiewende eingeführt werden. Der Ansatz: Ein Teil des durch die Nichtanschaffung eines Autos gesparten Geldes wird für eine Beteiligung am Bürgerfonds Energiewende eingesetzt. Mit diesen Mitteln kann dann beispielsweise an anderer Stelle eine PV-Anlage angeschafft oder ein Windpark miterstellt werden. Mögliche Einsparung: etwa 2 Tonnen CO2 jährlich je beteiligtem Haushalt.

Nahrungsmittelangebote und Beratung im Quartier

Im Quartier kann der Vertrieb von regionalen und biologischen Angeboten gefördert werden, etwa durch Wochenmärkte mit Regionalprodukten. Im Prinz Eugen Park wird im Rahmen des Gesundheitsmanagements gemeinsam mit der Krankenkasse AOK eine Ernährungsberatung angeboten. So können im Ernährungssektor bis zu 20 Prozent CO2 eingespart werden. CO2-Ersparnis für den Musterhaushalt: 0,4 Tonnen.

Selbstversorgung Nahrungsmittel

Dachgärten, Beete in Freiflächen und Obstbäume können einen Beitrag zur Selbstversorgung im Quartier leisten. In unserem Beispiel wird die Selbstversorgung vorsichtig mit 2% angesetzt. CO2-Einsparung: 0,1 Tonnen.

Quartiersmanagement: Organisation Sharingkultur

Bereits heute funktioniert die Sharingkultur in Neubauquartieren mit Verleihpools, Gemeinschaftsräumen, Gästeapartments oder Mitfahrgelegenheiten recht gut. Dadurch ergibt sich eine Reduktion bei den Sektoren Mobilität und Gebrauchsgegenstände.

Fazit

Wenn man die Wirkung der vorgestellten Maßnahmen betrachtet, sieht man, dass im Bereich Energie bei Neubauquartieren eine Menge CO2 eingespart werden kann. Auch bei den Sektoren Bauen und Wohnen sowie bei der Mobilität ist einiges an Reduzierung zu holen. Zu wenig Beachtung finden bislang die positiven Auswirkungen von „kurzen Wegen“ und einem Quartiersmanagement, das Einfluss auf das Bewohnerverhalten im Alltag nimmt. Gegenüber dem deutschen Durchschnittshaushalt kann im Neubauquartier bei Bau und Betrieb eine jährliche Reduzierung des CO2-Footprints um 50 Prozent erzielt werden.

Schlussfolgerungen:

Bei der neuen Entwicklung von Quartieren sollten die folgenden Faktoren einbezogen werden:

  1. Quartiere sollten gemeinsam entwickelt werden:
    Kommune und Bauherren in Kombination mit einem professionellem Quartiersmanagement.
  2. Betrachtung des sozial-ökologischen Ausgleichs:
    Was kostet die Herstellung der Maßnahmen und wie kann das mit den Mieten in Einklang gebracht werden.
  3. Öffentliche Förderung und Zuschüsse: Wo wird 1 Euro im Hinblick auf die CO2-Reduzierung am wirkungsvollsten eingesetzt?
Klimaneutralität und Nachhaltigkeit: Der Themenschwerpunkt

BML BauService GmbH übergibt 76 Wohnungen in Putzbrunn

BML BauService GmbH übergibt 76 Wohnungen in Putzbrunn

Mit der feierlichen Schlüsselübergabe konnte am 1. September 2021 das Neubauprojekt Putzbrunn – Parkstraße mit 76 Mietwohnungen und einer Tiefgarage termingerecht abgeschlossen werden. Landrat Christoph Göbel und Bürgermeister Klostermeier ließen es sich nicht nehmen, die symbolischen Schlüssel persönlich in Empfang zu nehmen. Bei strahlendem Sonnenschein waren auch Mieter und weitere Festgäste der Einladung gefolgt.

„Die Nachfrage nach bezahlbarem Wohnraum ist in den Ballungsräumen, gerade in und um München, ungebrochen hoch. Es ist daher sehr zu begrüßen, dass sich der Landkreis München und die Gemeinde Putzbrunn dazu entschieden haben, ein gemeinsames Wohnungsbauprojekt mit der BML BauService GmbH (Tochterunternehmen der Baugesellschaft München-Land GmbH) als Generalübernehmer zu realisieren“, erklärte Daniel Krieg, Bereichsleiter Finanzen bei der BML.

Im Juli 2019 erfolgte der erste Spatenstich. Zwei Jahre später können 76 familienfreundliche Wohnungen in drei Gebäuden mit einer Tiefgarage an die Bauherren übergeben werden.

Für die Gemeinde Putzbrunn wurden 22 Wohnungen errichtet, in die Mitarbeiter der Gemeinde und über ein Einheimischen-Modell Putzbrunner Bürger einziehen. Im Auftrag des Landkreises München entstanden 54 Wohnungen, die von Mitarbeitern des Landratsamts belegt werden. Alle Wohnungen sind barrierefrei, d. h. sie verfügen über eine einfache Zugänglichkeit. Zudem sind je drei der Wohnungen des Landkreises und der Gemeinde rollstuhlgerecht ausgestattet.

Der Wohnkomplex verfügt über zwei naturnahe Quartiersspielplätze für Kleinkinder mit gemütlichen Aufenthaltszonen und Sitzbereichen. Zusätzlich wurde ein weiterer Spielplatz mit größeren Spielgeräten und einem Rodelhügel angelegt. Die Spielplätze bilden auch für die Öffentlichkeit einen Ort der Begegnung.

Bei der Planung des Wohnungsbauprojektes wurden ökologische Aspekte berücksichtigt. Sowohl die Gebäudehülle als auch die Anlagentechnik sind auf den Standard eines KfW-Effizienzhauses 55 ausgelegt. Zudem werden die Wohnungen mit Fernwärme beheizt, die überwiegend aus Geothermie gewonnen wird. Auf den Dachflächen wurde eine genossenschaftlich organisierte Photovoltaikanlage verbaut. Die Bewohner haben die Möglichkeit, den auf dem eigenen Dach erzeugten Strom zu günstigen Konditionen zu beziehen. Für elektrisch betriebene Fahrzeuge wurden die Stellplätze in der Tiefgarage jeweils mit einem Stromanschluss ausgestattet. Auch die Kellerabteile wurden großzügig gestaltet und verfügen über eine eigene Beleuchtung sowie eine Lademöglichkeit für E-Bikes. Darüber hinaus sind 36 Besucherparkplätze für PKWs vorhanden. An vier davon sind über Stromdoppelladesäulen Ladepunkte für Kraftfahrzeuge installiert.

Zur Realisierung des Wohnprojektes wurden Fördermittel aus dem kommunalen Wohnraumförderprogramm eingesetzt. Die Maßnahme wird deshalb mit 30 Prozent der förderfähigen Kosten vom Freistaat Bayern gefördert.

Trotz der Corona-bedingten Einschränkungen und der Knappheit an Handwerksfirmen, aber auch an Baustoffen, konnte der Neubau termin- und kostengerecht durch die BML BauService fertiggestellt und an die beiden Bauherren übergeben werden. Ursächlich hierfür war die herausragende Zusammenarbeit zwischen dem Landkreis München, der Gemeinde Putzbrunn, den Planungsbüros, den Baufirmen und Handwerksbetrieben und nicht zuletzt dem Engagement der verantwortlichen Mitarbeitern der BML.

Fotos: BML

Ein „Leuchtturm“ für Kempten – Sozialbau baut höchstes Vollholzhaus im Allgäu

Ein „Leuchtturm“ für Kempten – Sozialbau baut höchstes Vollholzhaus im Allgäu

Das höchste Holzhaus im Allgäu und eines der ersten reinen Vollholzhäuser seiner Art in Bayern mit sieben Geschossen hat die Sozialbau GmbH fertiggestellt. Das Gebäude „Wohnen am Weiher“ mit 21 Mietwohnungen ist kein typischer „Hybrid“ mit Decken und Wänden aus Beton, sondern ein 21 Meter hoher echter Vollholzbau – regional, ökologisch nachhaltig und damit zukunftsweisend.

Rund 350 heimische Fichten wurden dafür zu tragenden Brettschichtholz-Bauteilen für Wände und Decken verwendet. Im Juli 2020 erfolgte der Baubeginn mit dem Kellergeschoss in Stahlbetonbauweise, ab Mitte September wurden die in der Werkstatt der Firma Prutscher aus Oy vorgefertigten, bis zu 15 Meter langen Holzbau-Elemente, aufgerichtet. Nach einem „Baukastenprinzip“ wurden die vorgefertigten Holzelemente millimetergenau montiert. Durch den hohen Vorfertigungsgrad war es möglich, das 7-geschossige Holzhaus auf der Kellerdecke in nur 7 Wochen mit einer fertigen Gebäudehülle aus Fenstern, Fassade in vorvergrauter Lärchenschalung und abgedichtetem Dach zu erstellen. Auch die Loggienbalkone und sogar der Aufzugsschacht sind in Holzbauweise gefertigt.

Herausforderungen gemeistert

Die Bayerische Bauordnung sah bisher maximal vierstöckige Holzhäuser vor. So mussten sich alle Planer anstrengen und Pionierarbeit leisten. Dies gelang mit erfahrenen Experten, denn die Statik, der Brandschutz und der Schallschutz waren und sind bei einem Mehrfamilienhaus dieser Bauklasse aus Holz eine besondere Herausforderung. Abhebende Windkräfte mussten bei der 7-geschossigen Gebäudehöhe statisch gesichert werden. Auch einen Aufzugsschacht über 21 Meter Höhe mit einer 15 cm starken Massivholzwand zu konzipieren, war statisch anspruchsvoll. Als Brandschutz kamen die Erkenntnisse der Forschung u.a. der Technischen Universität München aus sog. Abbrandversuchen zur Umsetzung. So konnten in allen Wohnungen die Holzdecken sichtbar bleiben.

Wohlfühlatmosphäre mit Holz

Die Wohnungsgrundrisse schaffen großzügige 2-, 3- und 4-Zimmer-Wohnungen von 52 bis 95 m² Wohnfläche. Alle Wohnungen haben großzügige süd- bzw. westorientierte Balkone, Küchen an der Außenfassade und natürlich belichtete Bäder. In den Wohnräumen wird der Baustoff Holz an den Decken sichtbar und strahlt Wohlfühlatmosphäre aus. Das besondere Raumgefühl vermitteln weiß gestaltete Innenwände in moderner Optik. Das Untergeschoss bietet viel Platz für Mieterkeller, Fahrrad- und Technikräume. Die Parkplätze sind im neugestalteten Außenraum angelegt. Angeschlossen an das bestehende Nahwärmenetz des Quartiers der Sozialbau, wird das neue Gebäude sehr effizient wärmeversorgt.

Leuchtturm- und Pilotprojekt

Die Sozialbau setzt beim Vollholzhaus „Wohnen am Weiher“ auf einen ökologischen Dreiklang aus (1) naturbewusster Konstruktion in Form eines Vollholzhauses, (2) einer nachhaltigen, regenerativen Energie- und Wärmeversorgung mittels einer PV-Anlage und einer Nahwärmeversorgung sowie (3) einem zukunftsorientierten Mobilitätsangebot mittels E-Ladeinfrastruktur. Zudem setzt das Leuchtturmprojekt zur Quartiersaufwertung des Stadtteils Thingers ein weiteres Ausrufezeichen. In dem Quartier der 1970iger Jahre vermietet die Sozialbau rund 1.150 Wohnungen an etwa 2.500 Bewohner.

Neueste, regenerative Technologie

Vom hauseigenen Dach bietet die Sozialbau den Mietern günstigen, regional erzeugten Sonnenstrom als Mieterstrom. Die PV-Anlage mit 29 kWp auf rund 175 m² Dachfläche unterstreicht die regionale nachhaltige Ausrichtung des Neubaus. Über ein Nahwärmenetz wird die Fußbodenheizung gespeist sowie die Trinkwassererwärmung sichergestellt.

Darüber hinaus fördert die Sozialbau nachhaltige Mobilitätslösungen in Kempten. Vor das Vollholzhaus wird eine E-Ladesäule für Pkws gesetzt, zugänglich für alle Anwohner, gespeist mit regional und ökologisch erzeugtem Strom direkt von der eigenen PV-Anlage auf dem Dach. Bei allen ihren Neubauten forciert die Sozialbau das Thema Digitalisierung mit zentral programmierbarer digitaler Klingel- und Rufanlage und Heizungssteuerung. Die Mieter der Sozialbau profitieren vom ökologisch, nachhaltigen Baustoff Holz und reduzieren somit ihren persönlichen CO2-Fußabdruck. Sämtliche Baustoffe sind recyclebar und dienen einer nachhaltigen Kreislaufwirtschaft.

Foto: Sozialbau

Joseph-Stiftung setzt Drohne zur Gebäudesicherung und Bestandserhaltung ein

Joseph-Stiftung setzt Drohne zur Gebäudesicherung und Bestandserhaltung ein

Seit Mitte des Jahres setzt die Joseph-Stiftung bei der Gebäudesicherung und zur Bestandserhaltung auf eine Drohne. Rudolf Klieve, bei der Joseph-Stiftung verantwortlich für Verkehrs- und Gebäudesicherung, hat die dafür notwendigen Prüfungen abgelegt und ist zum Fliegen verschiedener Drohnenklassen berechtigt. Der erste Flug fand Mitte Juli in einer Wohnanlage am Zwinger in Bamberg statt.

Bevor die Drohne starten kann, muss Rudolf Klieve noch ein letztes Mal die verschiedenen Dokumente auf seinem Tablet durchgehen. Sind alle Genehmigungen vorhanden? Wurden die Anwohner informiert? Ist niemand in der Nähe? Wie ist die Wetterlage? Diese und zahlreiche weitere Fragen gilt es vor dem Start einer Drohne zur Begutachtung von Gebäuden zu beantworten. Nachdem in einer Wohnanlage der Joseph-Stiftung am Zwinger im Bamberger Haingebiet mehrere Anwohner von sich lösenden und herabfallenden Dachziegeln berichteten und sich Dachziegel im Innenhof der Anlage fanden, hat Klieve einen Drohnenflug vorbereitet und ist nun vor Ort.

Drohneneinsatz zur Gefährdungsbeurteilung und Bestandserhaltung

„Jedes Bauteil unterliegt eines natürlichen Alterungsprozesses. Beispielsweise können Beschädigungen an Dachziegeln dazu führen, dass Regenwasser in die Dachböden oder Geschosse eindringt“, erklärt Rudolf Klieve während er zwei gelbe Warnschilder mit dem Aufdruck „Vorsicht Drohnenflug“ aufstellt. „Haben sich Dachziegel gelockert, besteht die Gefahr des Herabfallens. Damit wir als Vermieter diese Beschädigungen und Gefahren für unsere Mieter minimieren, setzt die Joseph-Stiftung zusätzlich zu den regelmäßigen Prüfungen eine Drohne ein“, fährt Klieve fort und macht sein Fluggerät vor der Wohnanlage startklar.

Schritte im Vorfeld des Drohneneinsatzes

Bevor er im Juli seinen ersten Flug absolvieren konnte, hat die Fachkraft für Verkehrs- und Gebäudesicherung einen zweifach geprüften Drohnenführerschein abgelegt. Erst durch den Führerschein ist er berechtigt, die Drohne zur Gefährdungsbeurteilung an Gebäuden einzusetzen. „Vor dem heutigen Einsatz der Drohne mussten alle behördlichen Genehmigungen eingeholt werden, die von Kommune zu Kommune unterschiedlich sind. Alle Mieter und Mieterinnen der Wohnanlage und das Straßenaufsichtsamt mussten im Vorfeld per Aushang informiert werden“, beschreibt Rudolf Klieve die Vorbereitung eines Drohneneinsatzes. Zudem seien vorab datenschutzrechtliche Bestimmungen mit dem Datenschutzbeauftragten der Joseph-Stiftung abgeklärt worden, erläutert Klieve weiter.

Drohne lohnt sich

Trotz dieser aufwendigen Vorbereitung lohnt sich der Drohneneinsatz im Vergleich zu konventionellen Methoden der Gebäudebegutachtung. Mit einer Drohne könne schnell ein ganzes Quartier überflogen werden oder auch unzugängliche Orte begutachtet werden. „Die Drohne ist eine sinnvolle und effektive Ergänzung zu etablierten Methoden der Gebäudesicherung und bietet mehr Flexibilität in Sachen Zeit und Einsatzmöglichkeit“, fasst Klieve zusammen.
Inzwischen ist seine Drohne startbereit. Er geht die Checkliste durch, schaut sich auf seinem Tablet die aktuellen Wetterdaten an und tritt einige Schritt von der am Boden liegenden Drohne zurück. „Kein Wind oder Regen gemeldet, ansonsten könnte die Drohne abstürzen“, sagt Klieve. Er programmiert die genaue Flugzeit, Flughöhe und den Flugradius auf dem zugehörigen Tablet. Durch eine einfache Handbewegung an der Fernbedienung startet er die Drohne. Mit einem beeindruckenden Surren steigt sie kerzengerade nach oben und bleibt etwa 30 Meter über dem Boden bewegungslos in der Luft stehen. Danach steuert Klieve das Fluggerät sicher über das Dach und macht mit der hochauflösenden Kamera Videoaufnahmen. Nach circa drei Minuten Flugzeit landet die Flugmaschine mit ihren vier Propellern wieder sicher am Boden. „Zu keiner Zeit haben sich Personen im Innenhof der Anlage oder an ihren Wohnungsfenstern aufgehalten“, stellt Rudolf Klieve nach einer ersten Sichtung der Aufnahmen fest. Insgesamt hat der Einsatz vor Ort nur rund 15 Minuten gedauert.

Zukünftige Einsätze der Drohne

In den kommenden Wochen und Monaten wird die Drohne in verschiedenen Städten, in denen die Joseph-Stiftung Wohnungsbestände hat, eingesetzt. Dazu zählen Bamberg, Nürnberg, Erlangen oder Ansbach. „Aber immer mit allen Genehmigungen und mit Vorankündigung bei den Bewohnern“, versichert Klieve und packt seine Drohne wieder in den Koffer.

Fotos: Joseph-Stiftung

Bürgermeisterin Verena Dietl und GEWOFAG stellen zweite Parkplatzüberbauung vor

Bürgermeisterin Verena Dietl und GEWOFAG stellen zweite Parkplatzüberbauung vor

Am Reinmarplatz entsteht zur Zeit die zweite Parkplatzüberbauung der GEWOFAG. Nach dem Vorbild des vielfach ausgezeichneten Pilotprojekts „Dante I“ baut die GEWOFAG 144 Wohnungen erneut über einem öffentlichen Parkplatz. Bei einem Presserundgang mit der GEWOFAG-Aufsichtsratsvorsitzenden, Bürgermeisterin Verena Dietl, dem Architekten Prof. Florian Nagler und weiteren Experten wurden die Besonderheiten von „Dante II“ erläutert.

Ein Betontisch auf Stelzen schafft den notwendigen Freiraum und Innenhofzugang im Erdgeschoss, darauf wurden in Holzmodulbauweise vier Stockwerke mit Wohnungen und einer nutzbaren Dachterrasse errichtet. Verena Dietl weist auf einen wichtigen Unterschied zum Vorgängerbau Dante I hin: „Mit beinahe 90 Drei- bis Fünfzimmerwohnungen gibt es hier mehr Platz für Familien – und das zu bezahlbaren Mieten in bewährten Fördermodellen. Insgesamt rund 150 Parkplätze, mehr als 300 Fahrradstellplätze, ein umfangreiches Mobilitätskonzept für die Bewohner und die gute öffentliche Anbindung schaffen moderne Mobilitätslösungen in der Stadt. Warum nur Parken, wenn wir Parken und 144 Wohnungen haben können.“

GEWOFAG-Geschäftsführer Dr. Klaus-Michael Dengler fasst die Vorteile der Bauweise zusammen: „Gerade in der Innenstadt ist diese doppelte Nutzung einer bereits versiegelten Fläche eine äußerst sinnvolle Lösung. Die extrem schnelle Holzmodulbauweise kommt den Anwohnern und der CO2-Bilanz zugute. Die durch den Parkplatz im Erdgeschoss fehlenden Freiflächen werden einfach nach oben verlegt. Das hat schon bei Dante I hervorragend funktioniert. Der Dachgarten dort ist zu einer kleinen Oase in der Stadt und einem beliebten Treffpunkt für die Mieter geworden. Wir haben insgesamt viel von Dante I lernen können, daher spreche ich hier auch gerne von Dante plus.“

Fotos: GEWOFAG

VdW Bayern-Verbandstag 2021

Tag der Wohnungswirtschaft

„Wohnen muss bezahlbar bleiben“ – unter diesem Motto stand der Tag der Wohnungswirtschaft Bayern 2021 am 28. Juli. Nach eineinhalb Jahren Veranstaltungspause war das Hybridevent in der Nürnberger Meistersingerhalle für den VdW Bayern und seine Mitglieder wieder ein Schritt Richtung Normalität. 200 Gäste vor Ort erlaubte das Hygienekonzept der Halle, die weiteren Teilnehmer konnten den Verbandstag über den Livestream verfolgen. Im Foyer der Meistersingerhalle, der neuen Partnerlounge und im Saal – spürbar groß waren Freude und Erleichterung der Besucher über die Möglichkeit des persönlichen Kontakts.

Der Tag der Wohnungswirtschaft stand ganz im Zeichen der nahenden Bundestagswahl 2021. Für die kurzfristig erkrankte Hauptrednerin Staatsministerin Kerstin Schreyer sprang Ministerialdirigentin Ingrid Simet aus dem Bauministerium ein. Die Bundespolitik war durch die Bundestagsabgeordneten Daniel Föst (FDP), Michael Kießling (CSU), Stefan Schmidt (Bündnis 90/Die Grünen)und Claudia Tausend (SPD) gut vertreten – sie diskutierten unter dem Schlagwort „Wohnen im Fokus“ über die Zukunft des bezahlbaren Wohnens.

Doch zunächst begrüßte Nürnbergs Wirtschafts- und Wissenschaftsreferent Dr. Michael Fraas die Teilnehmerinnen und Teilnehmer. Er informierte über die aktuelle Situation auf dem Nürnberger Wohnungsmarkt und dankte der sozial orientierten Wohnungswirtschaft für ihren Einsatz. Seine Botschaft: Die Wohnungskrise kann nur gemeinsam von Kommunen, Freistaat, Bund und Wohnungswirtschaft gelöst werden. Wichtig sei aber auch die Akzeptanz der Bevölkerung für den Wohnungsneubau – hier müssten die Kommunen teilweise dicke Bretter bohren und um Verständnis bei den Anwohnern werben.

Nachhaltiges Wohnen – in der Stadt und auf dem Land

Herzliche Grüße der Bauministerin Kerstin Schreyer überbrachte Ministerialdirigentin Ingrid Simet. Sie berichtete über aktuelle Themen aus dem Bayerischen Bauministerium. „Die Wohnraumversorgung in den Städten und dem ländlichen Raum beschäftigt uns derzeit stark“, sagte Simet. Im Jahr 2020 wurden die Wohnraumfördermittel bis auf den letzten Cent abgerufen. Dafür bedankte sich die Ministerialdirigentin und betonte das gemeinsame Ziel von Bauministerium und Wohnungswirtschaft, kostengünstigen, guten und qualitätvollen Wohnraum zu schaffen. „Wohnraumversorgung ist die soziale Frage unserer Zeit.“ Auch wenn aktuelle Herausforderungen wie der demographische Wandel, der Klimaschutz oder die Coronakrise immer wieder im Vordergrund stehen, man müsse immer im Bewusstsein haben, dass die Versorgung mit bezahlbarem Wohnraum ein elementares Grundbedürfnis ist. „Der geförderte und der freifinanzierte Wohnungsbau müssen vorangetrieben werden“, betonte Simet. Hier gelte die Devise bauen, bauen, bauen. Dem Bauministerium sei aber auch bewusst, dass diese Aussage vor dem Hintergrund des Flächensparens und der Angst der Anwohner vor Nachverdichtung und Veränderung nicht nur Anhänger hat. Mit diesen Zielkonflikten müsse man sich auseinandersetzen.

Dabei gelte es auch, die passenden Rahmenbedingungen für den Umzug aufs Land zu schaffen und den ländlichen Raum durch modernen Wohnraum für die ortsansässige Bevölkerung attraktiv zu machen. Die Coronakrise habe gezeigt, wie essenziell eine gute digitale Versorgung ist. An diesem Punkt müsse ebenso wie an den Verkehrsanbindungen gearbeitet werden.

Insgesamt zeigte sich Simet stolz auf den Wohnungsbau im Freistaat. Trotz aller Einschränkungen durch die Corona-Situation auf den Baustellen und Ämtern wurde mit 64.000 Baufertigstellungen und 78.000 Baugenehmigungen ein Rekord aufgestellt. Im geförderten Wohnungsbau konnten die Mittel des Freistaats mit 848 Mio. Euro auf dem hohen Niveau der letzten Jahre gehalten werden. Die Fördermittel werden auch weiterhin dringend gebraucht, denn die Beratungsstellen der Regierungsbezirke melden einen riesigen Bedarf. „Die Wohnungswirtschaft steht und erfüllt ihren Auftrag“, lobte die Ministerialdirigentin.

Zukunft des bezahlbaren Wohnens – Erwartungen müssen sich an der Praxis messen lassen

„Wir sind die, die nachhaltig bezahlbares Wohnen für Menschen in Bayern bieten.“ Diese Positionierung hat der Landesausschuss des VdW Bayern bei seiner Sitzung vor dem Verbandstag formuliert. Auch wenn diese Aussage eigentlich für die Arbeit der Verbandsmitglieder selbstverständlich ist, mache die öffentliche Diskussion und das derzeit beliebte Vermieter-Bashing eine Abgrenzung der sozial orientierten Wohnungswirtschaft nötig. Doch werden die Probleme am Wohnungsmarkt durch das Anprangern von Vermietern gelöst? – Diese rhetorische Frage stellte Verbandsdirektor Hans Maier bei seinem politischen Rechenschaftsbericht und leitete so gleich zum eigentlichen Lösungsansatz für die Wohnraumproblematik über. Die Versorgung mit angemessenem Wohnraum könne nur durch eine Ausweitung des Angebots erreicht werden und sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, stellte der Verbandsdirektor klar. Maier betonte auch, dass die Wohnungswirtschaft sich nicht in Konkurrenz zu Bauträgern im Eigentumssektor sieht. Vielmehr würden alle Akteure am Wohnungsmarkt gebraucht.

Klare Botschaft: Die Einnahmen müssen die Kosten decken
Die Verbandsmitglieder decken dabei das Marktsegment des bezahlbaren Wohnens ab. Und das mit vollem Einsatz. Im Jahr 2020 wurden rund 2,2 Milliarden Euro in das nachhaltige Wohnen investiert. Die Durchschnittsmiete der 543.000 Wohnungen im Bestand der Mitglieder beträgt 6,40 Euro und damit 30 bis 50 Prozent unter den ortsüblichen Vergleichsmieten in Bayern. „Aber auch für die bayerischen Wohnungsunternehmen gelte das Wirtschaftlichkeitspostulat: Die Einnahmen müssen die Kosten decken“, sagte Maier mit Blick auf die anwesenden Politiker. Tatsache sei, dass die Wohnungswirtschaft nur bezahlbares Wohnen bieten kann, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Und diese würden nun mal von Bund, Ländern und Kommunen vorgegeben.

Eine Aufgabe des VdW Bayern ist es, die passenden Rahmenbedingungen für die sozial orientierte Wohnungswirtschaft einzufordern. Dazu zähle in erster Linie der Zugang zu bezahlbarem Bauland. Zielführend für die Verbandsmitglieder seien Konzeptausschreibungen, Verbilligungsrichtlinien oder auch kommunale Bebauungsvorgaben wie die Münchner SoBoN, zählte Maier auf.

Das zweite große Thema beim Wohnungsneubau sind aus Sicht des VdW Bayern die Baupreise. Bei der Baukostensenkung war die Bundesregierung in dieser Legislaturperiode nicht erfolgreich, kritisierte der Verbandschef. Steigende Baupreise und bezahlbarer Wohnungsbau ließen sich leider nicht vereinbaren. Wenn die Politik ernsthaft mehr bezahlbaren Wohnraum möchte, müssten die Baukosten durch mehr staatliche Fördermittel ausgeglichen werden. „Die Kürzung der Wohnraumfördermittel durch den Bund war das falsche gesellschaftspolitische Signal“ machte Maier deutlich und bedankte sich in diesem Zusammenhang beim Bayerischen Bauministerin für den erfolgreichen Einsatz um die Wohnraumfördermittel des Freistaats. Eine Wunschliste legte der Verbandsdirektor dennoch vor: Die Weiterentwicklung der bayerischen Wohnbauförderrichtlinien und die Anhebung des Investitionszuschusses.

Abschließend ging Maier noch auf die aktuellen Klimaschutzziele der Bundesregierung für den Gebäudebestand ein. „Wer nicht will, dass sich Menschen mit geringem Einkommen die Miete nicht mehr leisten können, muss sich für einen sozialen Klimaschutz einsetzen, sagte er. Denn das Wohnen müsse für die Menschen in Bayern bezahlbar bleiben.

Wohnen im Fokus – Diskussionsrunde zur Bundestagswahl

Die Baulandfrage, ein Weg aus der Baukostenspirale, sozialer Klimaschutz und das Leben im ländlichen Raum waren auch die Themenschwerpunkte bei der Podiumsdiskussion mit den Bundestagsabgeordneten Daniel Föst (FDP), Michael Kießling (CSU), Stefan Schmidt (Bündnis 90 / Die Grünen) und Claudia Tausend (SPD). Die Position der Wohnungswirtschaft vertrat der Präsident des Bundesverbands GdW Axel Gedaschko. Er formulierte auch die Erwartungen der Branche an die neue Bundesregierung: „Weniger vordergründige Ziele beschreiben, um einem vermeintlichen Wählerwunsch nachzukommen, als erfüllbare Realitäten umsetzen.“

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Alle Bilder: Andreas Heddergott