Wohnungswirtschaft in der Corona-Krise: Branche meistert bislang die Herausforderungen

München (30.07.2020) – Die bayerischen Wohnungsunternehmen haben in relativ kurzer Zeit den Weg in eine „neue Normalität“ unter Pandemiebedingungen gefunden. Dies bestätigt die mittlerweile dritte Befragung des VdW Bayern zu den Risiken und Folgen der Corona-Pandemie unter den 487 Mitgliedsunternehmen im Juli.

„Die bayerische Wohnungswirtschaft hat sich in den vergangenen Monaten sehr anpassungsfähig gezeigt und gut auf die zahlreichen Herausforderungen im Zuge der anhaltenden Corona-Pandemie eingestellt“, resümiert VdW Bayern-Verbandsdirektor Hans Maier die Ergebnisse. Während viele Wohnungsunternehmen in den vorangegangenen Umfragen im April und Mai noch von teils massiven Einschränkungen in den Bereichen Vermietung und Instandhaltung berichteten, so hat sich die Lage mittlerweile vielerorts etwas entspannt. Im wichtigen Arbeitsbereich Wohnungsvermietung sprachen im Juli nur noch 6,5 Prozent der befragten Unternehmen von großen Behinderungen für die tägliche Arbeit – im Mai waren es noch 23 Prozent. Auf Kurzarbeit müssen die Wohnungsunternehmen daher aktuell nicht zurückgreifen. 99 Prozent machen von diesem Instrument derzeit keinen Gebrauch.

Zwei Drittel der Geschäftsstellen sind unter Auflagen wieder für Mieter und Mietinteressenten geöffnet. Damit werde die bayerische Wohnungswirtschaft ihrer Verantwortung in schwierigen Zeiten gerecht, so VdW-Chef Maier: „Die Unternehmen berichten, dass die Nachfrage nach bezahlbaren Wohnungen ungebrochen fortbesteht – die Menschen sind gerade jetzt auf ein sicheres Zuhause angewiesen.“

Stundungsvereinbarungen über rund 2 Millionen Euro

Dies steht auch beim Abschluss von Stundungsvereinbarungen während kurzfristiger finanzieller Engpässe im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie im Vordergrund. 38 Prozent der befragten Unternehmen haben mit ihren Wohnungsmietern solche Vereinbarungen abgeschlossen. Auch hier gibt es jedoch verhalten positive Neuigkeiten: Die Anzahl der vereinbarten Stundungen stagniert im niedrigen vierstelligen Bereich, die Summe der insgesamt gestundeten Beträge steigt nur langsam an. Bei den Gewerbemietern haben sich die gestundeten Beträge im Vergleich zum Mai sogar leicht reduziert. Insgesamt bestehen nach Angaben der Unternehmen im Wohn- und Gewerbebereich aktuell Stundungsvereinbarungen über eine Summe von knapp 2,0 Millionen Euro.

Bau- und Modernisierungsprojekte geringfügig verzögert
Auch die Arbeit auf Bayerns Baustellen läuft aus Sicht der Branche in Anbetracht der Umstände vergleichsweise gut weiter. Zwar berichten 47 Prozent der Wohnungsunternehmen, dass es seit April zu Verzögerungen bei Bau und Modernisierungsvorhaben kam. Der Zeitverlust von derzeit im Schnitt 1,5 Monate fällt jedoch vergleichsweise moderat aus.
Sorgen vor zweiter Corona-Welle
Sorgen bereitet der bayerische Wohnungswirtschaft eine mögliche zweite Corona-Welle mit erneuten Einschränkungen für die Mobilität von Handwerkern und einem weiteren Einbruch der wirtschaftlichen Lage. „Die Unternehmen bereiten sich darauf vor, auch in einer solchen Situation handlungsfähig zu bleiben“, unterstreicht Verbandschef Maier. Eine deutliche Mehrheit der Wohnungsunternehmen gab an, aktiv Maßnahmen zur Vorbereitung auf eine neue Ausbreitung der Pandemie zu ergreifen. Neben verstärkten Investitionen in die Digitalisierung zählen hierzu auch Anpassungen der Organisationsstruktur.

Umfrage
An der Umfrage haben sich 212 Wohnungsunternehmen mit einem Bestand von 306.691 Wohnungen beteiligt. Darunter Wohnungsgenossenschaften (138), kommunale Wohnungsunternehmen (34) und sonstige Unternehmen (7). 118 der Unternehmen vermieten Gewerbeimmobilien, insgesamt 6.21 Objekte. Bei den befragten Unternehmen sind alle Regierungsbezirke sowie Groß-, Mittel- und Kleinstädte vertreten.

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Statement: Wohnungswirtschaft Bayern begrüßt Ablehnung des Volksbegehrens #6 Jahre Mietenstopp

München (16.07.2020) – Die bayerische Wohnungswirtschaft zeigt sich erleichtert über die Entscheidung des Bayerischen Verfassungsgerichtshofs, das Volksbegehren #6Jahre Mietenstopp für unzulässig zu erklären. „Der Einsatz für preisgünstiges Wohnen ist wichtig und legitim“, sagt Verbandsdirektor Hans Maier. Die Mitglieder des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen hätten dasselbe Ziel: Mehr bezahlbare Mietwohnungen für Bayern. „Um dieses Ziel zu erreichen, brauchen wir Anreize und kein Bestrafungssystem“, erklärt der Verbandschef. Alles, was den Mietpreis dämpft, werde zu weniger Wohnungsbau führen. Die Folge: Wohnungssuchende hätten es auf dem Wohnungsmarkt künftig noch schwerer und der Druck auf die Kommunen würde weiter steigen.

Die Mitgliedsunternehmen des VdW Bayern haben ihre Neubau-Investitionen in den letzten fünf Jahren ständig erhöht. Im Jahr 2019 investierten sie 1,3 Mrd. Euro in den Bau von 4.400 Wohnungen. Und trotz der Corona-Pandemie wird auch in diesem Jahr viel gebaut. „Für unsere sozial orientierten Verbandsmitglieder mit einer Durchschnittsmiete von 6,29 Euro pro Quadratmeter muss die Einnahmenseite dauerhaft kalkulierbar sein, wenn sie weiterhin im Neubau aktiv sein wollen“, bekräftigt Maier.

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Rekordinvestitionen und Durchschnittsmiete von 6,29 Euro

Die 483 Mitglieder des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen haben 2019 ihre Neubauinvestitionen deutlich erhöht und 4.429 Wohnungen gebaut. Damit liegt ihr Wohnungsbestand im Freistaat bei rund 541.000 Wohnungen. Die Durchschnittsmiete beträgt laut Angaben des Verbandes 6,29 Euro pro Quadratmeter. „Die bayerische Wohnungswirtschaft steht für bezahlbaren Wohnraum und ist ein verlässlicher Partner der Kommunen“, sagt Verbandsdirektor Hans Maier.

Gesamtinvestitionen von knapp 2,2 Milliarden Euro (+10%), davon 1,3 Mrd. Euro für neue Wohnungen – Verbandsdirektor Maier ist stolz auf die Neubauleistungen der Verbandsmitglieder. „Seit 1996 haben unsere Mitglieder nicht mehr so viele Wohnungen gebaut, wie im letzten Jahr“, rechnet er vor. Der Auslöser für den Boom seien die ehrgeizigen Bauprogramme vieler Kommunen. Von den 4.429 neuen Wohnungen sind 3.015 öffentlich gefördert. Damit liegt der Bestand an Sozialwohnungen der Verbandsmitglieder bei 107.572 (+2%). Zum zweiten Mal in Folge konnte ein positiver Saldo bei den Wohnungen in Sozialbindungen verzeichnet werden.

Die Investitionen in die Modernisierung des Bestandes legten um 22 Prozent auf 333 Mio. Euro zu. Dabei handelt es sich vor allem um energetische Gebäudesanierung.

Die Bewohner der 541.000 Wohnungen bezahlen eine Durchschnittsmiete von 6,29 Euro pro Quadratmeter. Auch in der Landeshauptstadt München liegt der Quadratmeterpreis mit 7,51 Euro rund 50% unter den marktüblichen Mieten. Bei Neuvermietungen wurden 2019 drei Viertel aller Mietwohnungen in der Landeshauptstadt für unter 9,00 Euro pro Quadratmeter angeboten.

 

Corona-Pandemie: Wohnungswirtschaft bisher kaum betroffen

Von den Auswirkungen der Corona-Pandemie ist die bayerische Wohnungswirtschaft bisher nur geringfügig betroffen. Nach aktuellem Stand gab es bei 1.084 Mietverhältnissen Stundungen mit einem Volumen von rund 800.000 Euro. Fast jedes zweite Unternehmen meldete zudem leichte Verzögerungen auf den Baustellen. „Eine Mehrheit unserer Mitglieder sieht die Unternehmensentwicklung in den kommenden Monaten derzeit nur geringfügig beeinträchtigt und blickt verhalten positiv in die Zukunft“, berichtet der Verbandsdirektor.

Klimaneutralität ist nur mit staatlicher Förderung erreichbar

Angesichts der großen gesellschaftspolitischen Herausforderungen bezahlbares Wohnen und Klimaschutz ist Maier froh, dass die Wohnungswirtschaft gut aufgestellt ist. Schließlich spiele der Wohnungsbestand bei den Klimazielen der Bundesregierung eine wichtige Rolle. Der CO2-Ausstoß im Gebäudebereich soll bis 2050 gegenüber dem Jahr 1990 um 95 Prozent gesenkt werden. „Trotz der hohen Investitionen in Klimaschutzmaßnahmen, die seit 1990 im Gebäudebereich bereits rund 100 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent eingespart haben und einer Sanierungsquote von zwei Dritteln des Wohnungsbestandes wird die Branche die ambitionierten staatlichen Ziele nur mit massiver Förderung erreichen“, stellt der Verbandsdirektor klar. Aus Sicht der Wohnungswirtschaft sind aufgrund der Corona-Krise und der damit verbundenen wirtschaftlichen Rezession öffentliche Förderprogramme im Gebäudebereich dringend nötig.

 

Wohnungsbau fördern – Investitionskraft erhalten

Die Wohnungswirtschaft wird in den nächsten Jahren weiter verstärkt in Neubau und Klimaschutzmaßnahmen investieren, davon ist der Verbandschef überzeugt. Es gelte, die Innovations- und Investitionskraft der Unternehmen zu erhalten. „Durch einen Mietendeckel oder gar die Enteignung von Wohnungsunternehmen entsteht keine einzige neue Wohnung“, gibt Maier zu bedenken: „Unsere Mitgliedsunternehmen müssen handlungsfähig bleiben.“

Zahl der Verbandsmitglieder auf Allzeithoch

Der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen hat seit 2015 44 neue Mitgliedsunternehmen hinzugewonnen. Die meisten Neugründungen sind kommunale Wohnungsunternehmen und Wohnungsgenossenschaften. „An dieser Entwicklung lässt sich das große Bedürfnis nach bezahlbaren Wohnungen im Freistaat gut festmachen“, findet Maier. Die Kommunen und engagierte Bürger würden neue Unternehmen gründen, um schnell die nötigen Wohnungen zu bauen.

 

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Boom bei den Wohnungsgenossenschaften in Bayern

Internationaler Tag der Genossenschaften am 4. Juli

München (03.07.2020) – Seit mehr als 150 Jahren stehen die bayerischen Wohnungsgenossenschaften für sicheres, gutes und bezahlbares Wohnen im Freistaat. Dass diese Rechtsform nach wie vor attraktiv ist, merkt der Verband bayerischer Wohnungsunternehmen an den zunehmenden Gründungsanfragen. „Wohnungsgenossenschaften wurden historisch meistens in Krisenzeiten am Wohnungsmarkt gegründet. Seit fünf Jahren beobachten wir wieder einen Gründungsboom, der nach wie vor anhält“, sagt Verbandsdirektor Hans Maier anlässlich des Internationalen Tags der Genossenschaften, der am 4. Juli gefeiert wird.

Seit dem Jahr 2015 wurden 29 Genossenschaften Mitglied beim Verband bayerischer Wohnungsunternehmen. Jüngstes Mitglied ist die Genossenschaft Stadtimpuls eG, die am 30.06.2020 in den Verband aufgenommen wurde. „Auch in diesem Jahr haben wir trotz der Corona-Krise zahlreiche Anfragen von Gründungs-Initiativen“, berichtet Maier. Der VdW Bayern unterstützt und berät die jungen Genossenschaften und fördert die Genossenschaftsinitiativen.

Der Auslöser für die vielen Neugründungen ist nach Angaben des VdW Bayern der Mangel an bezahlbaren Wohnungen. „Engagierte Bürger möchten das Ruder selbst in die Hand nehmen und Wohnraum schaffen“, erklärt der Verbandsdirektor. Das Ziel der neugegründeten Wohnungsgenossenschaften ist schnell bezahlbare Wohnungen zu errichten und ihren Mitgliedern ein „Zuhause“ zu bieten. Dabei seien die größten Hürden der Zugang zu Bauland, die hohen Baukosten und die oft langwierigen Genehmigungsverfahren.

Bezahlbares Bauland als größte Hürde

Der Zugang zu bezahlbarem Bauland ist nach Angaben des Verbands bayerischer Wohnungsunternehmen die größte Hürde für die jungen Genossenschaften. „Wenn sie auf dem freien Markt um Grundstücke konkurrieren müssen sind junge Genossenschaften fast chancenlos. Die Preise sind einfach zu hoch“, erläutert der Verbandsdirektor. Vorbildlich seien Städte wie München. Die Landeshauptstadt fördert seit vielen Jahren das Modell Genossenschaften. Etwa durch eine Grundstücksvergabe nach dem besten Konzept und Kontingenten für Genossenschaften auf städtischen Bauflächen.

Internationaler Tag der Genossenschaften

Der Internationale Genossenschaftstag wird seit 1923 jedes Jahr am ersten Samstag im Juli gefeiert. Er soll das Bewusstsein für Genossenschaften schärfen und Ideale der Genossenschaftsbewegung feiern und fördern.

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